Ich besitze seit über 40 Jahren DDR-Schäferhunde und habe in meiner beruflichen Zeit als Schäfer immer einen Schäferhund besessen und diesen natürlich auch ausgebildet. Nun bin ich Schäferhunde-Züchter der DDR-Linie. Dabei hat es das Leben gut mit mir gemeint. Ich konnte aus meinem Hobby, der Schäferhunde-Zucht, auch ein Teil meines Lebens machen.
Wichtig ist, dass man vom Züchten nicht leben will oder muss. Ich hatte das Glück, bei der Zucht meiner DDR-Schäferhunde immer einen Beruf nebenher zu haben, welcher mich auch ohne die Hundezucht weiter gebracht hätte. Trotzdem sollte man reichlich Zeit für seine Tiere haben.
Daher ist neben dem Wissen um die DDR-Zucht, welches man sich aneignen kann, auch eine verständnisvolle Familie wichtig.
Mein Zuchtziel ist ein familientauglicher, sportlicher, gesunder Hund, bei denen die Chance besteht, dass er sich in unserem sozialen Umfeld bestens einführen lässt und ein freundlicher Begleiter in unserem Alltag wird.
Dazu benötige ich mehrere Hunde, was vielen negativ aufstößt. Aber ich will es einmal mit einem Hobbyzüchter vergleichen. Dieser hat als Schäferhund-Züchter einen Hund. Der Schäferhund mag dem Zuchtziel nicht entsprechen, aber der Züchter hat eben nur diesen einen. Wie will er dann einem Zuchtziel folgen? Zucht mit einem Zuchtziel verlangt von einem Schäferhund-Züchter auch Selektion. Daher habe ich mehrere Hunde, auch bedingt durch meine alten-sowie jungen Hunde.
Ich habe lange Hundesport gemacht, auch als Helfer mit Beißarm. Kein Helfer hat Lust, die fünf Hunde jedes einzelnen Züchters jedes Training zu arbeiten. Also sitzt ein Teil der Hunde zu Hause im Zwinger, die Welpen sitzen dabei. Dann werden die Hunde zum Sport heraus genommen. Die Mutterhündin will mit, also tobt sie im Zwinger. Der Welpe lernt hier schon: "Fremder Hund, toben". Ein toller Start ins Leben.
Und ich habe
unsere Hunde
im Rudel, das muss man auch können. Ich kann mit ihnen gemeinsam unterwegs sein und etwas unternehmen. Wenn man mehrere Hunde hat, ist das wichtig. Wenn man mit seinen Hunden als Züchter nicht gemeinsam gehen kann, berufsfähig ist, wie und wann sollen dann die Hunde aus den Zwingern kommen?
Ja, höre ich dann, wir machen dafür auch Hundesport. Oft sehe ich die Schäferhund-Züchter an und denke: "O.k., der Hund macht Sport, du siehst nicht so aus."
In meinem Verein, dem DHR, bin ich als Schäferhund-Züchter auch Zuchtwart und Wesensprüfer für die Deutschen Schäferhunde. Zusätzlich betreibe ich eine Hundeschule. Meine Erfahrungen als Züchter mit Mehrhundehaltung sind mir dafür sehr hilfreich. Meine Hunde machen keine Schutzhundeprüfung mehr.
Sie machen einen Wesenstest, bei dem sie ihre Alltagstauglichkeit beweisen müssen, verlässlich in unserem Leben an unserer Seite sind, mit jeder Stresssituation wie andere Hunde, andere Tiere sowie Menschen führbar sind.
Hunde aus DDR Linien
Einige wenige hielten als DDR-Züchter durch. Bei diesen bediene ich mich heute noch mit Schäferhund-Welpen.
Wenn man sich als Liebhaber von "Schäferhund DDR-Zucht" ansehen musste, was in den Showlinien des Deutschen Schäferhundes gezüchtet wird, dann können einem diese Hunde mit dem abfallenden Rücken einfach nicht gefallen.
"Hinten Platten, Schrägheck, Kaninchen, Leistungskrüppel, Schanzentisch, hinten eingegraben" sind so einige Bezeichnungen für diese Tiere und sprechen leider für sich.
Und hier entstand ein Irrtum. Auch im SV ist ein großer Teil der Hunde HD-frei und kommt nicht in die Zucht, wenn sie schwerstes HD haben. Leider ist aber das Züchten in diesem Verein mit HD-"mittel" und HD "noch zugelassen", erlaubt. Dort wird wissentlich mit kranken Hunden gezüchtet. Eine Riesen-Sauerei.
Den anderen Hund, den Leistungshund aus westlichen Linien mit geradem Rücken, sieht man nur auf Hundesportveranstaltungen. Das sind absolut triebstarke, agile Hunde, welche durch ihre Leistung beeindrucken. Mir sind sie etwas zu hibbelig, aber bestens geeignet für alle Arten des Hundesports.
Leider wurde aber auch hier schnell mal mit HD-ED- Hunden gezüchtet. Auch das ist überhaupt nicht zu verstehen. Wenn man Sport machen will, benötigt man doch einen gesunden Hund. Nun ist das Problem entstanden, dass es nur noch sehr wenige reine DDR-Schäferhunde gibt und die alten DDR-Zuchtlinien langsam ausgestorben bzw. verkauft sind oder in den Genen sehr eng liegen.
Selbst wenn Sie irgendwo einen DDR-Schäferhund entdecken, der züchterisch noch reines DDR-Blut hat, muss dieser im SV erst einen seltsamen Wesenstest, eine Schutzhundeprüfung und Körung usw. durchlaufen.
Es gibt keine Chance für diesen Hund, absolute Gesundheit voraus
gesetzt, eine Ausnahmegenehmigung zur Linienerhaltung zu bekommen. Schwere Zeiten für den Ostblut-Schäferhund.
Und noch dümmer: Selbst wenn ein solcher Hund Weltmeister im Agility ist, bester Hund einer Rettungsstaffel, bester Lawinensuchhund wird
nützt ihm das nichts, er kommt nicht in die Zucht, da er keine Prüfung hat. Selbst wenn er absolut gesund ist.
Und so kommt es, dass ich zum Beispiel gelegentlich Hündinnen mit super Gebäude aus Westlinien-Leistung suche. Diese müssen ebenfalls absolut HD-ED-frei sind und natürlich einen geraden Rücken haben.
Dabei achte ich darauf, dass möglichst in der Zucht dieser Hündinnen auch DDR-Blut bei den Vorfahren vorhanden ist und sie wirklich schöne Schäferhunde sind, wie sie meinem Ideal entsprechen. Dadurch schließe ich aus, dass die Linien bei mir genetisch nicht zu eng liegen oder Inzucht entsteht.
In meiner Schäferhundezucht wird mir oft vorgeworfen, das ich die Gebrauchseigenschaften der Schäferhunde als Züchter vernachlässige. Das stimmt. In den staatlichen Behörden gab es im Jahr 2020 noch ca. 1000 Diensthunde.
Davon unzählige Malinois, auch Jagdhunde und deren Kreuzungen, welche über eine bessere Nase als die Schäferhunde verfügen. Und ich kenne nicht einen Züchter, welcher speziell für den Dienst als Gebrauchshunde Schäferhunde oder gar Ostlinien züchtet.
Und doch werden tausende hochtriebige Tiere gezüchtet, welche dann, bedingt durch die zahlenmäßigen Rückgänge der Mitglieder auf den Hundeplätzen, und der fehlenden Helfern dort später als familienfreundliche Schäferhunde verkauft werden. Oft sind sie in ihrer Familie auch nett.
Aber in meiner Hundeschule stehen dann überforderte Hundebesitzer, welche nicht die geringste Chance haben, ihren hochtriebigen Schäferhund auch nur ansatzweise ein schönes und besonders ein freies Leben zu bieten.
Der Beweis ist schnell erbracht. Wenn man mit seinem Hund unterwegs ist, sieht man wenig Schäferhunde, welche frei und ohne Leine mit anderen Hunden unseren Alltag kreuzen. Natürlich gibt es diese, aber im Vergleich zu den anderen Rassen und im Vergleich zu den verkauften Welpen eher wenig.
Und leider wird auch heute noch auf einigen Hundeplätzen zuerst an den Trieb der Hunde gedacht als an die Erziehung. Erziehung, das ist nicht Sitz und Platz, denn das sind Zirkuskunststücke. Ich kann auch sagen "Mach Männchen, gib Pfote, mach eine Rolle". Ein gut erzogener Hund kommt mit jeder Alltagssituation außerhalb des Hundeplatzes zurecht.
Und darin sehe ich als Schäferhund -Züchter mein Zuchtziel. Natürlich geht auch dieses nicht ohne Erziehung.
Wenn man als Schäferhunde - Züchter mehrere Hunde hat, benötigt man sehr viel Zeit, um sich um die Hunde zu kümmern.
Besonders in der Welpenzeit. Meine Hündinnen synchronisieren sich leider in ihrer Läufigkeit. Daher decke ich sie oft zeitnah ein und habe mehrere Würfe gleichzeitig. Ich habe Glück, dass ich von zu Hause aus arbeiten kann, weil ich von meinem Bürofenster direkt auf mein Hunderudel sehe. Außerdem ist es mir gelungen, meinen Verdienst so zu gestalten, dass ich nur noch wenig Zeit mir direkter Arbeit verbringen und daher auch mein Geld nicht über den Verkauf von Welpen verdienen muss. Daher kann ich viel Zeit mit meinen Hunden,
besonders auch mit unseren Welpen verbringen .
Dabei habe ich Glück mit meiner Familie. Frau und Kinder unterstützen mich, übernehmen auch immer mehr Verantwortung in der Zucht der Ostdeutschen Schäferhunde. Jeden Tag die Hunde, wenig Urlaub, die Wochenenden voll mit Welpenkäufern, Hundezucht -Interessierten oder Hundeschule.
Oft bleibt die Familie bei der Schäferhund-Zucht hinten dran. Sollten Sie einmal Hunde züchten wollen, denken sie daran.
Als Schäferhund-Züchter ist es von Vorteil wenn man weitere Züchter kennt. Danke an meine Freunde, welche ebenfalls Schäferhunde züchten und mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Gespräche und Diskussionen mit ihnen sind für mich eine Quelle der Inspiration, regen zum Nachdenken an. Unsere Vereinstreffen tragen dazu bei.