Ein gerader Rücken beim Deutschen Schäferhund - viele kennen diesen Hund noch aus Filmen, von Bildern, haben oder hatten gar selbst so einen. Heute wird er sich oft wieder gewünscht. Der DDR-Schäferhund mit seinem geraden Rücken wurde einmal als Ideal gezüchtet. Aber die Zucht und das damit verbundene Schönheitsideal gehen manchmal seltsame Wege, man verändert das Aussehen.
Alle meine DDR-Schäferhunde und Hütehunde hatten früher einen geraden Rücken. Diese Hunde waren und sind tolle Arbeiter und Familienhunde. Und vor allen Dingen waren sie in den Gelenken gesund und normal anzusehen. Da ich mit solchen Hunden aus der
Ostlinie
aufwuchs, liebe ich sie einfach. Schönheit liegt ja immer im Auge des Betrachters. Und mir persönlich gefallen die „Überwinkelten“ nun einmal nicht.
Sie entsprechen mit ihrer überwinkelten Hinterhand nicht einmal ansatzweise meinem Bild von einem Schäferhund. Und das Bild dieser "schrägen" Hunde ist mittlerweile so verbreitet, dass man, wenn man mit einem "gerader Rücken" spazieren geht, oft gefragt wird, ob dieser denn auch reinrassig sei.
In unserem größtem Zuchtverein (SV) sind in den letzten Jahren die Verkäufe der
Schäferhunde-Welpen
und die Anzahl der Mitglieder rapide gestürzt.
Wenn man die sehr schönen „Langstockhaar und Langhaar“ einmal abzieht, welche noch schnellstes in den Zuchtverband aufgenommen wurden, wäre die Anzahl der verkauften Welpen unterirdisch. Jeden anderen Vorstand hätte man sofort entlassen.
„Kommissar Rex“ und die Suche nach Hunden in der Corona-Zeit haben in den letzten Jahren den Niedergang etwas abgefedert.
Es ist für mich aber unglaublich, was unser größter Deutscher Zuchtverein da so zusammengezüchtet hat. Und vor allen Dingen, mit welchen Hunden er Schäferhunde-Zucht erlaubt. Von diesem völlig unnormal aussehenden Schäferhund, der teilweise in seinem Gesamtbild nicht einmal mehr richtig laufen konnte, bis dahin, dass mit Schäferhunden gezüchtet werden darf, welche HD-ED "noch zugelassen" haben.
Diese Röntgenbilder sind eine Katastrophe und die Hunde, welche durch die Körung kommen und auf auf ihrer Hinterhand daher wackeln, noch mehr. HD-ED ist mittlerweile beim Schäferhund genetisch verankert. Es kann immer ein Welpe dabei sein, welcher später an dieser Erbkrankheit leidet, auch wenn die Eltern einen geraden Rücken haben und HD-ED-frei sind. Aber man sollte es züchterisch so weit wie möglich minimieren. Ein Schäferhund mit schrägem Rücken muss nicht zwangsläufig HD-ED haben, ein Schäferhund, den ein gerader Rücken ziert, nicht zwangsläufig frei von HD-ED sein.
Also, egal ob aus Schönheitsgründen oder dem geraden Rücken, ich mache so weiter. Ich mag meine "geraden Rücken". Ich liebe ihr Aussehen, ich liebe ihr Wesen. Züchterisch versuche ich mich so weit wie möglich an dem Aussehen der ehemaligen
DDR-Schäferhunde
zu orientieren.
Meistens haben diese Hunde einen geraden Rücken. Im Wesentlichen ist es ein kräftiger, nervenstarker Hund, der durch gute Selektion in der DDR-Zeit fast immer HD frei war. ED wurde zu DDR-Zeiten nicht geröntgt.
Für den Hundesport ist er nicht ganz so geeignet wie die Leistungshunde aus West-Linien. Die Hunde aus den DDR-Linien zeichnet noch heute ein gerader Rücken aus. Ihre Reinheit ist schwer nachzuweisen. Zu viele Generationen wurden gezüchtet, so dass in vielen heutigen DDR-Hunden auch ein wenig Westblut sein kann.
Hier haben die Züchter versucht, der allgemeinen Zuchtlinie im SV für die schrägeren Rücken, auch die Hunde mit geradem Rücken für den Sport zu erhalten und einen arbeitsfreudigen, hoch aktiven Deutschen Schäferhund zu züchten. Er hat einen ausgeprägten Arbeits-und Bewegungsdrang.
Diese Hunde sind für den Hundesport und für alle Diensthundebereiche bestens geeignet. Sie sind meistens etwas kleiner, drahtiger als ihre Artgenossen aus den Showlinien. Auch haben sie meistens einen geraden Rücken.
Im Gebäude nach hinten abfallend, kein gerader Rücken - als Deutscher Schäferhund wohl der am meisten gezüchtete Schäferhund.
Im Fell sind sie oft etwas fülliger, meistens in schöner schwarz-gelber Farbe. Hier gibt es sehr ruhige und ausgeglichene Hunde. Für den Sport sind sie meistens nicht oder nur noch wenig geeignet, im Gegensatz zu ihren Kollegen aus den Leistungslinien. Durch ihre Art sind sie oft einfacher zu händeln. Auch werden sie als Hochzuchthunde, Schau-oder-Showzucht bezeichnet.
Hier findet man Hunde mit geradem und schrägem Rücken. Es gibt sie aus Ost-und Westlinien. Er ist als Familienhund oder aktiver Sporthund im Einsatz und gewünscht. Auch als Diensthund wird er genutzt. Kennzeichnend ist sein längeres Fell. Er liegt in seiner Reizschwelle meistens etwas höher als die kurzhaarigen Vertreter.
Hunde mit längerem Fell bezeichnet man als Langhaar, mit mittellangen Fell als Langstockhaar. Im Volksmund auch als "altdeutsch" bezeichnet.
Ein gerader Rücken kommt also nicht nur in den DDR-Schlägen vor. Einen interessanten Artikel zu den einzelnen Linien der Schäferhunde mit geradem Rücken habe ich vor vielen Jahren (2010) im Forum Clever-Pets vom User Zipfelhut gefunden.
Die Nutzerin schrieb zum Thema "Schäferhund gerader / ungerader Rücken":
"Das Thema ist eigentlich unerschöpflich. Warum sie so gezüchtet werden, kann ich Dir nicht eineindeutig beantworten; es ist aber unzweifelhaft, dass auch die Hundezucht Moden und Trends unterliegt. Offenbar entsprach es dem Zeitgeist und dem Geschmack der Leute in den 80ern, eine Abschussbasis für Raketen aus dem Schäferhund zu machen, wer weiß...
Heute ist das Ganze ja noch viel komplizierter. Man kann inzwischen genau genommen von vier Schlägen in der Schäferhundpopulation sprechen.
Leider scheint das äußere Erscheinungsbild des Hundes ein derartiges Politikum zu sein, dass insbesondere die sogenannten Hochzucht- und Leistungszuchtliebhaber regelrechte Kriege gegeneinander führen.
Da gibt es einmal die bunten, plüschigen mit besagtem schrägen Rücken im Kommissar-Rex-Typ. Dieser Typ, oft als "Hochzucht" oder "Schauzucht" bezeichnet, wird von der breiten Masse der Schäferhundebesitzer im Land bevorzugt und auch vom Verein für Deutsche Schäferhunde mehr oder weniger subtil als "Der Schäferhund" beworben. Es hat sich parallel dazu auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik etwa von den 80ern an bis Heute parallel zu diesem Hundetyp eine zweite, phänotypisch völlig gegensätzliche Population herausgebildet. Heute werden diese Hunde meist als "Leistungszucht" bezeichnet.
Dieser Typ Schäferhund entstand aus dem Bemühen, dem anatomischen Trend der abfallenden Rückenlinie entgegenzuwirken und die mit der inflationären Vermehrung der Hunde des Schauhund-Typs zwingend einhergehenden Verluste in psychischer und physischer Belastbarkeit zu verhindern.
Die "Leistungszucht"-Hunde sind oft mausgrau bis schwarz, bisweilen schwarz-gelb bei scharfer Kontrastierung der Fellfarbübergänge und faktisch nie so bunt wie die Kollegen aus der "Schauzucht".
Meist sind sie auch kurzhaariger, nicht so plüschig-puschelig, sehniger, drahtiger und insgesamt nicht so massig im Format.Wie schon erwähnt, ist die Rückenlinie samt der Gruppe weniger abfallend und der Sprunggelenkswinkel der Hinterhand ist flacher. Ein dritter, wohl zum Aussterben verurteilter Typ Schäferhund wird durch die Restbestände der DDR-Zucht gestellt Schäferhunde dieses Typs sind entweder schwarz, gelb-grau oder schwarz-gelb-braun, meist von satter Farbe. Sie fallen durch muskulösen, kompakten und athletischen Körperbau bei geradem Rücken auf, sind in allen Wesensbereichen sehr triebstark und vom Wuchs bisweilen sehr ausladend.
Und die vierte Population, ich rechne sie jedenfalls dazu, ist die der Langstockhaarigen, oft als "Altdeutschen" bezeichnete Schäferhund. Sie sind phänotypisch nicht direkt einheitlich, da sie in allen drei anderen Schlägen immer mal wieder fallen, nur im SV eben nicht zur Zucht verwendet werden dürfen. So haben sich Liebhaber der Puschels in Vereinen zusammengetan und züchten die Langhaarhunde zielgerichtet fort. Insgesamt wird ein gesunder, gerad-rückiger und wesensfester Hund angestrebt.
Es ist insgesamt als unwahrscheinlich einzustufen, dass diese Schläge züchterisch mal wieder zu einem Schäferhund-typ zusammengefügt werden.
Dazu sind die Zuchtziele innerhalb der Schläge zu gegensätzlich gelagert und die Mauern in den Köpfen zu hoch. (Der Artikel ist älter, der Langstockhaar Schäferhund ist mittlerweile im FCI/VDH anerkannt)
Letztendlich gibt es auf die Frage, welcher denn nun der "richtige" Schäferhund sei, keine übereinstimmende Antwort. Für mich war der Schäferhund der DDR der ansprechendste, da er meines Erachtens sowohl Schönheit, Belastbarkeit in allen Bereichen und Gesundheit vereinte.
Mit der Wende haben viele Züchter die über Jahrzehnte sorgsam aufgebauten und gepflegten Linien fallen gelassen und sich den teils heiß ersehnten Westlinien gewidmet. Auf kurz oder lang kann man die Eigenart dieses Schäferhund-typs wohl nur durch Einkreuzen ähnlicher Schläge aus Osteuropa, wie etwa tschechischen und polnischen Linien erhalten."
Vielen Dank für den Artikel und das ich ihn verwenden durfte.