Hunde müssen uns wirklich schon lange begleiten. Sprüche „treu wie ein Hund“, „gezittert wie ein Hund“ oder gar die „Hundstage“ sind da doch die besten Zeichen.
Zu „treu wie ein Hund“ fällt mir immer unser Gandhi ein. Er ist der Hund meiner Frau. Sie hat ihn quasi mit in die Ehe gebracht.
Durch den Umzug vor Jahren zu mir, war er drei Wochen vor der Ehefrau da.
Sie hatte viel zu packen und ich konnte ihn schon mal an das Rudel und an mich gewöhnen. Wer langhaarige weiße Schäferhunde kennt, kennt auch ihre Kunst, die Wohnung in einen Flokati zu verwandeln.
Daher zog er bei mir zum Rudel. Und das gefiel ihm. Im Rudel geht immer etwas los, manchmal ist auch ein Mädel läufig. Das weiß er noch, obwohl er seit Jahren nicht mehr so richtig Mann ist. Trotzdem suchen ihn die Mädels bei ihren Läufigkeiten als erstes auf.
Heute, wenn Claudia mal unterwegs ist, geht er mit mir und dem Rudel auch wieder ohne Frauchen spazieren. Er läuft dann in aller Ruhe mit mir, holt sich seine Schmuseeinheiten ab. Wir kommen bestens klar. Ich möchte es als stilles Miteinander mit höchster Wertschätzung gegenseitig bezeichnen. Einmal sogar verteidigte er mich rasch und entschlossen in dieser Zeit. Ein angreifender Gasthund attackierte mich. Wegen seinen Attacken auf Menschen war dieser Hund auch bei uns.
Ich hatte Gandhi bis dahin immer als „Deeskalator“ bezeichnet, wegen seiner sanften Art und seiner Besonnenheit im Rudel. „Fürchte den Zorn eines sanftmütigen Mannes“ dachte ich anschließend.
Alles ist gut mit ihm und mir. Bis Frauchen auftaucht. Dann bin ich raus. Nach so vielen Jahren. Wenn ich mit dem Rudel vor Frauchen auf Runde gehe, wird es sogar gefährlich. Er weiß genau, wann Claudia folgt. Wir sagen es ihm nicht, aber er weiß es.
Immer wieder dreht er sich um, beobachtet den Horizont. Sollte eine Person in Sicht sein, wird er unruhig. Ich kann ihn bei mir halten, das ist wichtig. Unsere Runde beginnt an einer Straße, welche wir überqueren. Wenn er dort zurück saust, wird es sehr, sehr gefährlich. Daher bringt er mich in Stress. Was wiederum das Rudel merkt.
Und, das Rudel speichert jedes „Fehlverhalten“ eines anderen Teamhundes ab. Auch meine“ nutzlosen Abbruchsignale“ würden sie registrieren. Ich muss es also durchsetzen. Wenn ich es will, bleibt er bei mir, winselt aber aufgeregt . Die letzten 20 Meter lasse ich ihn dann zu Frauchen rennen. Ich könnte ihn nicht halten.
Das weiß ich und das ärgert mich auch.
Weil es einfach gefährlich werden kann. Denn es könnte der Tag kommen, dann geht nicht nur Gandhi zurück. In solchen Situationen muss ich korrigieren. Doch will ich das. Ich korrigiere seine Treue und seine Liebe.
Also habe ich beschlossen, dass er auf Claudia wartet, wenn ich vorgehe. Nun, seit er warten darf, habe ich das Gefühl, wir verstehen uns noch ein wenig besser. Ich muss keinen “Druck“ mehr auf ihn machen. Und als ob er meine Entscheidung begreift, kommt er nun öfter zu mir und lässt sich seinen Rücken massieren. Tatsächlich, mich mag er auch. Aber Claudia ein wenig mehr.
Nun sehe ich das Foto. Das Rudel steht bei mir, Gandhi aber allein vorm Wohnmobil. Claudia ist noch darin. Ich ärgere mich, dass ich mich geärgert habe. Wie kann man sich über die Treue eines Tieres zu seinem Menschen ärgern.