Zeit der Veränderungen?
Oder doch nicht?
Elis, meine Leithündin ist nun nicht mehr unter uns. Ich bin gespannt, beobachte das restliche 12er Rudel und warte auf Veränderungen. Das erste, was mir auffällt, ist die größere Ruhe im Rudel. Es wird leiser hier.
Ein Grund dafür, Elis hat zum Beispiel gern einen Stock im Auslauf auf einen Weg gelegt. Natürlich dort, wo das Rudel gerne läuft. Das machte sie öfters. Es war nicht ihr Lieblingsplatz, aber dort lag er eben schön im Weg und sie konnte allen einmal sagen, das dieses ihr Stock ist. Keiner wollte den Stock, aber es gefiel ihr gut. Dieses Spiel auch gern zweimal am Tag.
Und während die anderen ihr genervt aus dem Weg gingen, zog es die jungen Hunde zu ihr hin. Siehe da, diese wurden auch immer einmal freundlich empfangen und nett behandelt. Da war nichts zu klären, die Jungspunde wussten Bescheid. Sie hatten Erziehung. "Benimm dich wie ein Erwachsener, pubertiere hier nicht rum, dann bleibt es schön".
Besonders schön war es mit Elis beim Hundetraining. Wenn Trainingshunde dem Rudel vorgestellt wurden, zeigte Elis mir sofort einiges an. Pöbler quittierte sie mit einem gelangweilten Blick und ließ diese dann, getrennt durch den Zaun, einfach links liegen. Beachtete sie nicht noch einmal. Zur Freude der Jungspunde, denn nun konnten diese an den Zaun und dem Fremden einmal richtig sagen, was sie von ihm halten. Ich musste um Ruhe bitten.
Ganz anders verhielt es sich bei ernsthaften Hunden mit Führungsanspruch. Dort wurde sie ganz ruhig, der Körper fest, der Blick fixierend. Und ich wusste sofort Bescheid. Die "Jungen" bis ein Jahr übrigens auch. Sie hielten sich vom Zaun weg. Weit hinter Elis. Nur ihre starken älteren Rudelmitglieder setzten sich unauffällig wartend neben die "Alte". Die Energie war nicht sichtbar, aber zu spüren. Bis Elis in den Zaun zum Angriff ging. Wie eine Phalanx folgten ihr die anderen. Besonders Toni, die Stärkste in unserem Rudel. Toni hätte es auch jederzeit körperlich mit Elis aufgenommen, ging ihr aber aus dem Weg.
Elis "sichten" der Hunde hat mir immer viel Spaß gehabt. Und ich kann mich auch an keinen Fall erinnern, wo wir nicht der gleichen Meinung waren.
Und nun stelle ich wieder Lärm fest. Toni legt ihren Ball in ihre Außenhütte und sorgt dafür, dass dieser von keinem genommen wird. Seit gestern liegt der Ball auch auf dem Weg. Das muss sie sich bei Elis abgesehen haben. Denn sie mault auch jeden einmal an.
Was hatte ich denn erwartet? Die Stellungen waren längst klar, sie hatten Jahre Zeit.
Die Frage war nur, ob Toni auch die Verantwortung übernimmt. Die Junghunde sehen es so, sie suchen ihre Nähe, sind gern bei ihr und fühlen sich sicher. Oft laufen sie mit ihr mit.
Nun hatten wir einen mittelgroßen Hund zum Training da. Der war nicht von Pappe, ihn interessierte auch nicht, ob da zehn Schäferhunde hinter dem Gitterzaun warten. Der wollte Krieg. Und Toni kam nach vorn, fixierte, wurde ruhig, sammelte die Kavallerie hinter sich und schlug zu. Und die "Alten" folgten ihr wie einst der Elis. Ich wusste, das Toni eine Macht ist, aber so ? Das war hochinteressant.
Einer führt. Der stärkste, souveränste, einer, der Verantwortung übernimmt. Einer, der darüber in Not-und Stresssituationen nicht verhandelt. Der nie verhandelt. Im Rudel ist das so. Das sage ich meinen Teilnehmern der Hundeschule immer.
Wenn ihr nicht übernehmt, übernimmt der Hund. So einfach. Das ist ihm angeboren. Selbst wenn er kein geborener Leader ist.
Bei uns bin ich es, der das auf den Spaziergängen macht.
Und eins hat sich auch nicht geändert. Mache ich eine Pause, sind sie bei mir. Einfach nur bei mir. Früher kam Elis zuerst. Nun kommen sie alle. Da sie es freiwillig machen, bin ich einfach glücklich. Und ich denke, sie merken das.