Weites Gehüt
Endlich viel Platz zum Fressen.
Sehr schön, die Schafe können auseinander gehen und sich in Ruhe auf der Weide verteilen. Schafe, die eng auf einem Haufen stehen, fressen meistens nicht.
Da sie natürlich das Beste wollen (selektiv fressen), ziehen sie langsam vorwärts und suchen sich das Beste aus Gräsern und Pflanzen. Und irgendwann ist auch das weite Gehüt zu Ende.
Auch hier bewachen die Hunde die Feldränder zum Nachbarn in den Furchen. Und kommen die Schafe zum Ende des Feldes, wird der Halben-Hund voran gestellt.
Er läuft also auf Kommando des Schäfers an der Herde vorbei (ohne die fressenden Tiere zu stören) und positioniert sich auch auf Kommando vor die Herde. Wenn die Schafe dann bei ihm ankommen, „kippt“ er sie wieder in die andere Richtung und sie fressen wieder zurück. Meistens läuft er den Schafen auf Kommando etwas entgegen.
Selbstständigkeit, Trieb, Gehorsam
Allen voran der Trieb. Der Hund sollte den Willen zum Arbeiten haben, er darf nie die Lust verlieren. „Ich will meinen Hund nicht zur Arbeit tragen“ heißt es da unter den Schäfern. Zu heiß, keine Lust, zu kalt, keine Lust, Schäfer hat geschimpft, keine Lust. Das geht nicht.
Der Schäfer muss sich immer auf den Arbeitswillen des Hundes verlassen können.
Der Gehorsam ist genauso wichtig. Ein Hund ohne Gehorsam kann keine Schafe hüten. Er würde alles machen, aber nicht die Schafe von A nach B bringen. Gehorsam benötigt aber jeder Hund.
Besitzer von ungehorsamen Hunden wissen, was ich meine.
Aber hier steht Leben auf dem Spiel.
Die Schafe können auf Straßen und Schienen geraten oder würden auf Kulturen fressen, die das Schaf töten könnten. Eine Kleeweide oder Luzerne zum falschen Zeitpunkt als Futter, kann fast die ganze Herde töten.
Und auch für den Schaden auf fremden Feldern muss der Schäfer aufkommen.
Die Selbstständigkeit ergibt sich aus der Arbeit und den Anlagen des Hundes.
Manche Hunde sind einfach richtige Kommandohunde, die machen nichts selber. Ein guter Hund aber lernt aus den Situationen.
Er passt zum Beispiel an der Brücke auf und holt vorbeilaufende Schafe ohne Kommando zur Herde zurück. Oder er hat keine Furche, aber einen Waldrand. Diesen nimmt er nun selbstständig als Furche an.
Natürlich ist die Ausbildung eines solchen Hundes schwer, für Hund und Schäfer. Hundeverstand, geeigneter Hund und viel Situationserkenntnis sind wichtig. Der Schäfer ist hier beim Zeitfaktor anderen Hundebesitzern gegenüber im Vorteil, hütet er seine Schafe noch und koppelt er nicht nur, hat er Zeit zum Ausbilden.
Und dann: hat der Hund es einmal gelernt, was gibt es für ihn Schöneres?
Den ganzen Tag mit seinem Herrchen unterwegs. Eine sinnvolle Aufgabe, Auslastung, Selbstständigkeit und Teamarbeit. Einen stolzen Besitzer:
Wie viele Hunde werden davon träumen?