Früher war ich Schäfer. Das ist eigentlich, wenn man Hunde mag, ein toller Beruf. Was ich in meiner Jugend nicht bedachte, als Schäfer musst du immer ran.
Nicht wenn man die Schafe koppelt wie das heute viele Schäfer machen, aber wenn man seine Schafe hütet. Ich tat das.
Das ist schön, hat aber einen Haken oder besser gesagt, keinen Schalter. Denn wenn man im Betrieb arbeitet, legt man den Schalter um und macht Wochenende. Wenn man mit dem Auto fährt, dreht man den Zündschlüssel um und macht Wochenende. Bei den Schafen geht das nicht.
Jeden Tag wollen sie fressen, sonst läuft die Produktion nicht. Das Produkt sind hier die Lämmer. Und jeden Tag bedeutet auch jeden Tag, die ganze Woche, auch sonntags. Das hat die Bibel eigentlich verboten, das gilt aber für Hirten nicht.
Und Weihnachten, Silvester und die ganzen anderen schönen Feiertage. Das gilt auch nicht. Krankheit gilt auch nicht. Ich habe schon mit einer Virusgrippe gehütet, von gelegentlichen Umkippen neben der Schafherde einmal abgesehen.
Und während man bei den Schafen stand, fuhren die Freunde, bedingt durch die Wende, im schönen Europa herum. Oder gar noch weiter.
Aber ich stand tapfer mit meinen Schafen am Tagebau. Und daher kam der Entschluss, dass ich dieses Kapitel meines Lebens beende. Das war schnell getan. Wenn ich mir einmal etwas vorgenommen habe, geht es schnell.
Nicht so etwas kleines wie "Liebling, der Wasserhahn tropft". Das kann länger tropfen, nein, die größeren Sachen.
Hier bin ich mit den Estrela-Berghunden an der Schafherde. Diese Hunde wurden von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe aus Portugal eingeführt und an die Schafherde meines Schäferkollegen G. Baumann gebracht. Ich trainierte und züchtete später mit ihnen:
Also tingele ich jetzt Schaf-frei durch die Gegend. Nur von den Hunden konnte ich mich nicht trennen. Was für ein Blödsinn. Die Hunde brauchen mich auch jeden Tag, das ist wichtig.
Sie benötigen viel an Zeit, vor allem, wenn man ein Rudel hat. Und in der Welpenzeit ist es besonders krass. Da ist man zeitlich sehr eingebunden.
Es gibt hier Tage, da sind einfach zehn Stunden Hund nötig. Mit dem Telefonieren und Mails beantworten kann es sogar etwas mehr werden.
Egal ob Feiertag, egal welches Wetter. Ich mache viel mit den Hunden, das ist nun mal so. Daher verlange ich auch Geld für die Welpen.
Mein Hobby ist zum Beruf geworden, aber ich muss eben jeden Tag ran. Nur sonntags schaffe ich es, alle Arbeiten rund um den Hund in fünf Stunden zu erledigen. Natürlich nicht allein, Claudia hilft. Daher gestatte ich mir, am Sonntag keine Welpenkäufer oder Hundeinteressierten zu empfangen.
Einige möchten am Sonntag das Rudel besuchen, da sie Samstag keine Zeit haben. Ich habe mir da angewöhnt, "Nein" zu sagen.
Es ist mein einziger Tag, wo ich mir gestatte, wenige Stunden für mich und die Familie zu haben. Oft stoße ich da auf Unverständnis, weil es bei den Interessierten zeitlich nicht anders geht. Dort gibt es Schwierigkeiten mit den Terminen, weil man einen Laden hat oder viele andere Probleme. Ich mache die fremden Probleme nicht mehr zu den meinen. Das war ein schwerer Weg.
Zum Betreuen der Hunde zählt auch die Wurmkur der Welpen. Ich mache diese dann gern, wenn die Welpen im Halbschlaf sind. Dadurch bekommen sie das Verabreichen der Paste oft gar nicht so richtig mit:
Aber natürlich, eigentlich habe ich einen Traumberuf. Ich habe Spaß an meiner Arbeit und mein Mitgefühl gilt den Menschen, welche jeden Tag auf Arbeit müssen und diese Freude nicht verspüren.
Und die Zucht von Schafen und die Zucht von Hunden hat einen wichtigen Unterschied. Meine Lämmer habe ich dem Schlachthof gegeben. Nach einem Besuch dort fiel mir das sehr schwer. Oft gab es Lämmer, um die musste man sich besonders kümmern, weil es zum Beispiel Probleme bei der Geburt gab oder die Mutter hatte zu wenig Milch. Diese Lämmer kannte man besonders gut. Und dann gibt man sie zum Schlachten?
Bei den Welpen ist es völlig anders. Ich gebe sie an Menschen, die sich einen Hund wünschen. Dort sind sie in der Regel gut aufgehoben und toll versorgt. Es wird sich um sie gekümmert, sie werden geliebt. Also hat sich doch einiges geändert.
Auf jeden Fall etwas Wesentliches...