Ich möchte mich erst einmal für die vielen Mails bedanken, die mich im letzten Monat erreicht haben. Manchmal betreffen sie mich, manchmal die Hunde. Beides hat mich sehr gefreut. Ich kann die Mails nicht beantworten, es wäre zu viel, daher bitte ich um Verständnis. Und wenn ich einem Absender zurückschreibe, dann habe ich bei den anderen ein schlechtes Gewissen. Daher lasse ich es. Aber sie werden gelesen und ich freue mich sehr darüber.
Die fünf verbliebenen Welpen sind gesund und munter. Neulich haben sie ihre erste Wurmkur bekommen. Ihre Augen sind offen, sie sind dick wie Maden und Fine kümmert sich toll. Sie hat sehr viel Milch, sie frisst auch für drei Hunde. Ich mag es, wenn Hündinnen während der Schwangerschaft zunehmen. Sie ist eine sehr wachsame Mutter, fremde Menschen oder einer meiner anderen Hunde sollten sich nicht ihrem Nest nähern. Bisher war sie eher eine zurückhaltende Hündin, sehr gutmütig und freundlich. Aber wenn es um die Welpen geht, ist der Spaß vorbei. So etwas wirklich böses und angriffsorientiertes habe ich selten erlebt.
Meine Hunde vertrauen mir und lassen mich (ich habe auch mit Fine kein Problem) oder die Kinder schnell an den Welpen. Sehr zeitig auch mit Besuchern. Fine sagt aber ganz klar: "Mario ja, Kinder nein". Sie ist nun eben eine Mutter. Vielleicht liegt es daran, dass sie nicht bei mir aufgewachsen ist und dieses Urvertrauen zu mir noch nicht hat.
Bei meinen Leaderinnen waren die Geburten und das Verhalten der Hündinnen in dieser Zeit besonders komisch. Da war zum Beispiel Bonnie. Wenn ihre Welpen drei bis vier Tage alt waren und wir uns im Welpenraum aufhielten, verließ diese den Raum sofort und inspizierte den Hof. Elis handhabt es ebenfalls so. Es ist, als wenn sie mir die Kontrolle überlassen. Verlassen wir den Welpenraum, eilen sie sofort in diesen zurück. Mir macht es Spaß, so etwas zu beobachten.
Und Bonnie, die war da noch einmal ganz besonders. In meinem Buch schreibe ich gerade über sie, daher fällt mir da wieder viel ein. Bei einem ihrer Würfe, es war im Sommer, saß ich bei ihr. Sie brachte den Welpen zur Welt, putzte und säugte ihn. Dann stand sie auf und ging zur Tür. Ich ließ sie raus und sie lief zum Rudel. Nach kurzem Zögern ließ ich sie zu den anderen Hündinnen hinein. Sie stolzierte ein wenig herum, ließ die anderen an sich schnüffeln. Und zog sich erhaben zurück. Ich musste sehr lachen. Die Chefin wieder: "Seht mal, ich bekomme gerade Nachwuchs, aber ich wollte euch mal zwischendurch noch schnell sagen, dass ich hier Chefin bleibe." Was sie auch immer blieb.
Die Geschichte, dass Hündinnen kranke Welpen aussortieren, wurde mir von drei weiteren Züchtern bestätigt. Es ist überall der gleiche Ablauf. Die Hündinnen schmeißen kranke Welpen aus dem Nest. Man legt sie an, man legt sie ins Warme und kaum ist man weg, liegen sie wieder draußen. Ich habe zwei Tierärzte zu diesem Thema angerufen. Auch ihnen ist dieses Verhalten nicht fremd.
"Sei froh", sagte mir einer, "dass die Hündin erkennt, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Besser als wenn du so einen Welpen abgibst". Hunde können so viel. So erinnern sie heute zuckerkranke Menschen an ihr Insulin oder warnen Epileptiker vor einem Anfall. Es ist beeindruckend, was Hunde über ihre Nase und ihren Instinkt feststellen.
"In der Natur gibt es kein Mitleid" hat der andere Arzt gesagt. Da hat er recht. Ich versuche es mir zu merken.