Der Züchter ist immer schuld. Ob der Welpe später als erwachsener Hund schlecht im Gehorsam ist oder er krank wird. Bei einigen Tierärzten und Hundetrainern kommt sofort die Diagnose “genetisch bedingt”.
“Genetisch” ist da eine einfache Diagnose. Ein von mir abgegebener Welpen hatte schon einen Wirbel der Wirbelsäule zu viel. Der Hund stand kurz vor der OP. Bis dann der Besitzer eine zweite Meinung einholte und es wieder ein Wirbel weniger war - und “nur” eine Entzündung der Wirbelsäule. So etwas ist leider kein Einzelfall. Es gibt so viele tolle Tierärzte. Aber einige TA sollten im Zweifelsfall einmal die Genetik außen vor lassen.
Aber auch: Sowie der Hund nicht richtig hört, sind die Elterntiere schuld oder die Welpen schlecht sozialisiert. Und wenn die Rasse nun wirklich nicht zu einem passt, ist auch der Züchter schuld. Wie kann der den Hund dorthin verkaufen? Eigenverantwortung, vorheriges Informieren? Aber wieso denn.
Daher hat man es als Züchter manchmal schwer. Besonders bei den Schäferhunden. Vor 15 Jahren sah man noch keinen einzigen auf der Hundewiese und heute schon so viele. Eine tolle Leistung. Denn egal welchen Charakter ein Schäferhund hat, in seinen heimischen vier Wänden ist er meistens treu und loyal zu seiner Familie. Daher verkauft man sie gut als Familienhunde. Die sogenannten Leistungshunde sind oft schwer außerhalb der vier Wände zu händeln. Wenn der Hund dort nicht funktioniert, dann ist es der Züchter. Weniger, dass man den Hund selbst nicht richtig erzogen hat und seinen Anforderungen nicht gerecht wird.
Für die Hundewiese wurde der Schäfi nie gezüchtet. Schäferhunde sind Gebrauchshunde und haben einen eigenen Charakter. Daher ziehe ich vor jedem den Hut, der es schafft, seinen Hund in unser soziales Umfeld zu integrieren. Es ist nämlich nicht seine Welt, wo er sich zurechtfinden muss, sondern unsere.
Aber was kann der Züchter nun wirklich tun, um seine Welpen optimal sozialisiert abzugeben? Ich denke, es sind 20 Prozent. Das beginnt bei der Auswahl der Elterntiere. Gesund ist das erste Kriterium. Leider hat man keine Datenbank der Zuchtlinien. Die muss nicht für den Käufer sein, sondern es reicht für die Züchter. Da es diese Datenbank nicht gibt, muss man sich gut informieren. Nicht dass man aus Unwissenheit zwei Mal die gleichen Mängel züchterisch zusammenfügt.
Oft hat man eine züchterische Vorstellung für das Wesen der Welpen. Zum Beispiel paart man einen ruhigen Hund mit einem lebhaften Hund, um die goldene Mitte zu erreichen. Das klappt fast nie. Ein Elternteil setzt sich durch. Die Auswahl der Eltern ist sehr schwer, man sollte sie kennen. Die wenigsten Züchter haben zum Beispiel beide Elterntiere zu Hause. Also fährt man zu einem Deckrüden. Der Deckrüde ist ein freundlicher ruhiger Hund, passend zur Hündin. Hier aber stellt sich schon die Frage ob der Deckrüde wirklich so ruhig und freundlich ist oder ob er vom Besitzer so gemacht wurde.
Daher ist es züchterisch wichtig, über viele Generationen zu züchten. Um sein Zuchtziel zu erreichen. Denn der Deckrüde, welcher einem freundlich und ruhig erscheint, vererbt dann leider etwas völlig anderes.
Bei Gaja, kam es zu Allergien bei Welpen. Diese Linie habe ich eingestellt. Gaja lebt noch hier und ist fast 12 Jahre.
Mir geht immer die Hutschnur hoch, wenn mir ein anderer Züchter mit stolz geschwellter Brust erzählt, dass er ein sogenannter Hobbyzüchter ist. Kein Vermehrer, auf gar keinen Fall. Mit Blick auf mein Rudel. Ein Hobbyzüchter macht in der Regel mal einen Wurf. Was will er züchterisch erreichen? Das ist gar nicht die Frage, denn er kann ja nicht viel erreichen. Er hat nur eine Hündin und die ist in ihrem Wesen nun mal so wie sie ist. Und sie wird gedeckt. #
Die Auswahl des Deckrüden mag viele Kriterien besitzen, meistens ist es das Aussehen und die räumliche Nähe. Das Aussehen, also einen optisch
ansprechenden Hund zu züchten wäre dann ein kleines Zuchtziel. Bei den Leistungshunden ist es die gesteigerte Triebhaftigkeit.
Ob das nun schön ist oder nicht, aber es ist ein Zuchtziel.
Bild: Ich beim Schutzdiensttraining mit einem Hund aus der Leistungszucht
Daher sind mir die Welpentreffen der “Altenburger” sehr wichtig. Ich kann sehen, was ich angerichtet habe. Durch den Kontakt mit den Welpenkäufern erfahre ich, wie sich die kleinen Bambinos entwickeln. Aus diesen Erfahrungen habe ich schon zwei Linien aus meiner Zucht ausgeschlossen.
Die einen waren zu schwer zu händeln, die anderen ließen leider in einzelnen Fällen in ihrer Gesundheit zu wünschen übrig. Es sind schwere Entscheidungen, sich von diesen Linien zu trennen. Aber wenn man es nicht tut, dann hat man wirklich Schuld.