Uwe und Renate haben eine tolle Vorarbeit geleistet. Beide sind Freunde von mir und wohnen in der Nähe des Schifflersgrunds, einem Streifen der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen der DDR und der BRD. Sie sorgten u.a. dafür, dass uns Mitarbeiter des Grenzmuseums Schifflersgrund eine Wiese zur Verfügung stellten, wo wir unsere Zelte und auch den Freilauf für die Hunde schön zwischen Bäumen direkt neben uns platzieren konnten. Da auch Toiletten zur Verfügung stehen, wirkt hier alles kultiviert.
Die Ausfälle sind etwas größer geworden. Cit, der Hund von Roland, hat sich einen Splitter eingetreten. Roland hat diesen entfernt, aber Cit humpelt trotzdem etwas. Unsere Nike ist auf dem Plattenweg in ein Loch einer Platte getreten, diese Platten haben rechteckige Aussparungen und erinnern an Rasengittersteine. Auch sie schont etwas. Gino hatte sich ja den Ballen aufgerissen und ist nicht mehr mit auf der Wanderung. Daher hatten wir beschlossen, heute hier einen Tag Pause einzulegen. Das Fernsehen dreht hier noch etwas, wir waren zwar nicht richtig eingeplant, aber für die Hunde ist es besser. Ich habe sieben Hunde zwischen sechs Monaten und anderthalb Jahren mit auf Tour, diese halten sich gut.
Und dann kam es wieder alles anders. Das Fernsehteam hatte über unsere Facebook-Aktion zwei ehemalige Akteure der DDR-Hundestaffeln aufgetrieben. Das wollte ich dann doch hören. Und so entwickelte sich vor der Kamera ein tolles Gespräch über die DDR-Grenzhunde, die sehr gut die gleichen Zucht-bzw.-Blutlinien haben konnten wie meine Hunde heute. Was wiederum beweist, dass kein Hund von Geburt an schlecht ist, sondern wie immer der Mensch dafür sorgt, dass er eine Aufgabe hat, die auch schlecht sein kann.
Bei den Gesprächen war unter anderem der Politikwissenschaftler und Publizist Dietmar Schultke dabei. Er war in der DDR Hundeführer an der Grenze und hat u.a. darüber auch zwei Bücher geschrieben. Die Titel sind "Keiner kommt durch" und "Die Grenze, die uns teilte". Er hat eine eigene Internetseite, auf der es sich nachzuschauen lohnt.
Vom Schifflersgrund gäbe es viel zu erzählen, die Selbstschussanlage, der Grenzzaun, Wachtürme, alles kann man dort bestaunen. Ich werde das in meinem Buch versuchen.
Vor dem Grenzzaun ist ein Streifen umgepflügt und geharkt, so dass man nur die Erde sieht. Auf dieser Erde sah man die Spuren, wenn man aus der DDR flüchten wollte, dann kam der vier Meter hohe Zaun. Für die Dreharbeiten musste ich diesen Streifen überqueren. Ich hatte so ein blödes Gefühl, so viel Respekt und Hass auf diesen Todesstreifen, dass es mir schwer fiel, darüber zu laufen. Ich wollte keine Spuren in dieser Erde sehen, ohne die Kamera hätte ich das nie betreten...
Meine Hunde haben den Tag wieder aufgehellt. Hier waren viele Besucher, meine Hunde waren mittendrin und die Leute waren begeistert und haben sich über das gut erzogene Rudel gefreut. Gestern sind wir alle ganz viel fotografiert worden.
Das ist der Grenzzaun am Schifflersgrund. An der Stelle, an der ich mich gerade befinde, wurde 1982 noch ein Grenzflüchtiger erschossen. Er hatte es schon über den Zaun geschafft und krabbelte den Berg hoch, ohne zu wissen, dass auch die 50 Meter dahinter noch zur ehemaligen DDR gehörten. Bundesgrenzschützer der BRD sahen ihn liegen, konnten ihn aber nicht bergen...