Ich hütete mit meinem Kollegen Peter H. auf dem Pleißendamm in der Nähe der Stadt Böhlen meine Schafe. Es war Winter, am Pleißendamm stand noch gut altes Gras und wir fütterten Rüben, die wir mit einem Hänger transportierten, den Schafen extra dazu. Es schneite immer mal leicht, aber für die Schafe war es kein Problem.
Etwas abseits von den Ortschaften waren alte Gärten neben einer Bundesstraße. Diese Gärten trennten den Damm des Flusses und die Bundesstraße. In einem verwitterten Garten bellte ein Hund, durch die Büsche konnten wir einen Zwinger erspähen. An fehlenden Fußabdrücken im Schnee war zu erkennen, dass heute noch niemand bei dem Hund war. Am späten Nachmittag koppelten wir unserer Herde in der Nähe der Gartenanlage ein. Also sahen wir bei dem Hund vorbei, noch immer waren keine Spuren zu erkennen.
Am nächsten Morgen liefen wir sofort zu dem Hund. Der Schnee auf dem Weg war unberührt. Also öffneten wir einfach das Gartentor und gingen zu dem Hund. Es war ein großer Schäferhundrüde, er wirkte abgemagert, das Stroh in seiner Hütte sah alt aus und überall lagen Fäkalien herum. Wir berieten uns kurz, gingen zu unserem Auto zurück, holten Wasser und etwas Futter und eilten wieder zu dem Rüden. Sein Wassernapf war eingefroren und der Hund hatte eine Kuhle ins Eis geleckt. Satt und zufrieden ließen wir ihn zurück. Nachmittags wiederholten wir dieses Ritual.
Am nächsten Tag machten wir uns wieder auf den Weg zu diesem Hund. Es hatte frisch geschneit, auch nun waren keine neuen Spuren zu erkennen. Also fütterten und tränkten wir ihn wieder. Es war Sonntag. Am Montag war dann das gleiche Bild und wir informierten das Veterinäramt. Diese waren innerhalb einer Stunde da, holten den Hund aus dem Zwinger und gaben ihn Peter zum Festhalten. Da nahmen sie einen Stab und vermaßen die Höhe des festgetretenen Kotes und Strohs im Zwinger. Es waren 17 cm...
Der Hund kam zum Tierarzt. Er hatte eine beidseitige Mittelohrentzündung, wog bei 70 cm Körperhöhe nur noch 26 kg und war voller Flöhe. Alles wurde sofort behandelt und wir erklärten uns bereit, den Hund erst einmal zu uns zu nehmen.
Der Besitzer wurde ermittelt, er arbeitete als Fernfahrer. Und zu allem Unglück kannte ich ihn auch noch, in meiner Jugend besuchte ich mit ihm einen Hundeplatz. Bei einem klärenden Gespräch kamen wir überein, dass der Hund bei uns bleibt und wir später den Hund vermitteln dürfen.
Also päppelten wir den Kerl erst einmal auf. Die Ohrenentzündung bekamen wir in den Griff und er wurde langsam auch wieder schwerer. Peter hatte beim ersten Anblick des Hundes gesagt "Im Augenblick ist er zwar ein gerupftes Eichhörnchen, aber eigentlich ist er ein hübscher Prinz". Also behielt er den Namen. Und wir hatten Glück. Eine Freundin von uns hatte ihren Hund verloren und suchte einen neuen Hund. Wir übergaben ihr den Prinz. Ein großer Garten, ein Platz im Haus und permanente Betreuung, alles war wie es sein sollte.
Ein Jahr später waren wir wieder in der Gegend. Wir setzten uns sofort ins Auto und fuhren zu der Freundin. Und von weitem sahen wir schon einen prächtigen Rüden im Garten stehen. Es war der Hund, nun zu einem richtig schönen Rüden geworden. Freudig lief ich auf ihn zu.
Prinz knallte gegen den Zaun, leider aber nicht vor Freude. Ich sprach ihn freundlich an, aber er wollte von mir gar nichts wissen. "Mein Grundstück", sagte er unverkennbar. Ich war traurig, ich hatte ihm doch geholfen. Die neue Besitzerin kam an die Türe und er schmiegte sich an sie. Jetzt war ich auch noch neidisch.
Vielleicht habe ich zu viel verlangt. Für den Hund war das eine turbulente Zeit vor seiner Abgabe, er hatte nun ein tolles Leben und verteidigte dieses. Ich hatte ihn ja auch wieder abgegeben. Mit einem lachendem und einem weinendem Auge fuhr ich wieder ab.
Leider lebte Prinz nur noch drei Jahre. Die Kälte und der nasse Untergrund hatten seine Nieren schwer angegriffen. Ich war froh, dass er noch einige schöne Jahre hatte.
In meinem Buch, vom dem ich jetzt schon 130 Seiten in Reinschrift habe, findet ihr dann ich auch noch einige Geschichten über Tierschutzhunde.