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Undankbare Hunde- Teil 1 (2017)

Mario Jessat

Es gibt wirklich undankbare Hunde. Und diese treffen einen eigentlich noch schlimmer ins Herz als undankbare Menschen.

Das könnte etwas damit zu tun haben, dass man in seinen Hunden immer das Reine, Schöne und Gute sieht und wenn man sie gar noch irgendwo gerettet oder aus der Not geholt hat, dann sollen sie auch dankbar sein, gefälligst. Was sie übrigens auch können, wenn man in die verklärten Augen der Besitzer eines ehemaligen Tierheim- oder gar Auslandsexporttierschutzhundes sieht. Der ist so dankbar.


Ich bin übrigens wirklich der Meinung, dass einige gerettete Hunde sich ganz besonders anlehnen. Wenn zum Beispiel Rudelbesucher bei uns auf dem Hof sind, schafft es unsere Betty mit einem einzigen traurigen Blick, dass sie sofort gestreichelt wird. Und dabei lehnt, besser "kuschelt", sie sich noch an die Beine der Besucher. Um sicher zu gehen, dass der Besucher nicht weggeht, setzt sie sich manchmal auch auf dessen Füße. Wenn ich dann noch sage, der Hündin ging es früher nicht so gut, was auch stimmt, dann wird sie gnadenlos gestreichelt. Oft denke ich für mich, hoffentlich hat die Betty heute Abend noch Fell.

Ein Hund, welchen ich über Freunde bekam, war der Husky Ben. Er war einer von mehreren Hunden, welche an diesem Tag gerettet wurden. Ein Mensch hatte seine Huskys schlecht behandelt, geschlagen, zusammengetreten, er wurde angezeigt, aber das Veterinäramt konnte nichts beweisen oder unternehmen. Er schlug übrigens auch seine Frau.


Ich hörte davon auf einem Rennen in Geslau. Befreundete Musher, so heißen die Schlittenhundefahrer, waren auf einmal verschwunden. Sie kamen zurück und ich hatte plötzlich einen neuen Husky. Ich möchte hier keine Namen sagen, aber Danke noch einmal für diese Aktion.

Das ist Ben zwischen meinen Schlittenhunden:


Ben war abgemagert, sah ganz schlecht aus, hatte Angst vor Männern mit bestimmter Statur, war von schöner grau-weißer Farbe und ein freundlicher Kerl. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt alle Zwinger voll, aber dem Hund gehörte geholfen. Rund gefüttert, mit ganz viel freundlichem Menschenkontakt wurde er nach drei Monaten wieder ein lebensfroher Hund.

Ich konnte für ihn also ein neues Herrchen suchen. Und der war über meine vielen Hundekontakte schnell gefunden, ein Herr, der früher im Forst arbeitete, dessen Hund gerade verstorben war, nun den Wald vermisste und dringend einen Hund brauchte, bevor er seine Frau so nervte, dass sie die Scheidung einreicht.


Er hatte vorher einen Irish Setter, mit dem er stundenlange Spaziergänge machte, nun ging er allein, aber es fehlte etwas. Ich ließ das nette Ehepaar kommen und mit Ben spazieren gehen. Sie hatten ihre Tochter mit, welche auch einen Husky hatte. "Wenn die Eltern mal nicht mehr können", sagten sie, "sind wir da. Wir wohnen zwei Häuser weiter", das war schon mal gut. Ben sprang um sie alle herum und war begeistert, wobei ich nicht ausschließen möchte, dass es vielleicht auch an den Frolics lag, welche die Familie in den Taschen hatte.


"Den kann ich im Wald gut rennen lassen", sagt der Mann.
"Nein", sage ich, "das können Sie nicht. Wenn er weg ist, dann schießt der Jäger drauf."
"Nein" , sagt er, "da schießt keiner. Der Wald gehört mir."


Ben hatte dort wie bei mir einen Zwinger, sollte aber oft mit der Hündin der Tochter im Garten zusammen sein. Somit war alles klar, das nette Paar kam noch ein paar mal, ging mit dem Hund spazieren und es kam der Tag des Abschiedes. Sie nahmen Ben an die Leine und mit zum Auto. Die Rückbank war als Hundetransportraum umgebaut und sah äußerst bequem aus.

Und Ben tippelte mit der Familie zum Auto, schnüffelte an den Taschen nach Leckerlis und drehte sich nicht einmal um. "Dreh dich einmal um" dachte ich. Ich kenne mich da aus, weil ich das oft früher bei hübschen Frauen dachte, "dreh dich einmal um". Bei Ben lag ich falsch, hatte keinen Erfolg und ich war schon ein wenig traurig. So ein undankbarer "Köter". Ich habe ihn gefüttert, gerettet, betütelt und das ist nun der Dank. Manche sind wirklich billig zu bekommen, er stieg ins Auto, kümmerte sich um die Leckerlis und würdigte mich keines Blickes. Na toll.


Drei Wochen später bekomme ich ein Foto. Der liebe Ben in einem eigenen Sessel vor dem Kamin des Hauses. Na toll, so feudal hab ich es ja nicht einmal. Und musste dann doch ein wenig schmunzeln. Hatte er es eigentlich nicht auch ein wenig verdient? Manchmal enden die Geschichten einfach schön. Für den Hund...


von Mario Jessat 11. Juli 2022
Training muss sein. Ich mache weniger Ausbildung, dafür mehr Erziehung. Und ich habe festgestellt, dass ich meine Hunde, wenn sie stehen, besser gemeinsam ansprechen kann. Wenn sie nervös oder aufgeregt sind, stehen sie lieber und versammeln sich um mich. Ich kann dabei locker bleiben. Wenn ich sie ins Platz lege und einer macht sitz oder bleibt stehen, muss ich mich um diesen kümmern. Dann kommt Hektik auf, ich möchte aber souverän wirken. Meine eigenen Trainings habe ich auf dreimal 3-5 min täglich reduziert. Und die müssen dann auch klappen. Kurz und intensiv trainiere ich auf 180 Prozent Erfolg, so dass dann bei den größten Außenreizen 100 % klappen. Ich nehme jede Situation mit, um Außenreize zu trainieren. Ich laufe nicht weg, ich laufe hin. Hier treffe ich Stefan " vom Mühlenhof ". Unsere Hunde kennen sich lose, sie sehen sich einmal im Monat. Aber ordentlich vorbei gehen und warten muss einmal klappen, bevor wir sie wieder vergesellschaften. Damit sie einmal sehen, dass wir alles unter Kontrolle haben. Ich hatte junge und neue Hunde dabei. Wenn keine Zuschauer gewesen wären, hätten wir das nochmal wiederholt, mit Rollentausch. Aber mit dem vorbei gehen und dem einfordern von Gefolgschaft sagen wir ihnen schon einmal, dass wir führen. Auch nachher beim Spiel. Daher, wenn ich nicht sicher bin, erst einmal Führung übernehmen und erst dann ab von der Leine. Wenn man es mag. Und nachdem die Rudel sich grollend und schimpfend in freudiger Erwartung begrüßt haben, geht es gemeinsam zum "run". Wenn Schäferhunde manchmal "hallo" sagen, denkt man, die raufen schon. Übrigens, einer von Stefans Hunden macht bei uns immer mal den Hasen. Was für ein Vertrauen in uns, dass wir ihn da wieder rausholen. P.S. Nach diesen Fotos haben wir uns bei WeightWatcher angemeldet!
von Mario Jessat 11. Juli 2022
Manchmal, bei all der Mühe, meine Schäfis in ihrem Sozialtrieb geschmeidiger zu machen, kommt immer wieder einer zur Welt oder zu uns, den ich zwar freundlich bekomme, aber noch lange nicht geschmeidig. Geschmeidig sind die Hunde, welche bei allen Außenreizen mal locker hinter mir verschwinden oder in ihrem Tun verharren. Sie warten auf mich. Andere machen aber eben noch den zweiten und dritten Schulterblick oder ich muss sie gar scharf ansprechen. Dann ist zum Beispiel ein Rüde eben auch einfach mal ein Rüde. Ich schaffe es zwar, ihm zum Burgfrieden mit seiner Umwelt zu animieren, aber das ist schon hohe Kunst. In meiner Hundeschule sagte ich dann solchen Rüdenbesitzern: "Okay, er soll auf der Hundewiese Gänseblümchen pflücken. Er soll mit Mensch und Tier freundlich sein, Hündinnen gegenüber nicht einen zu hohen Sexualtrieb haben. Und Nachts soll er den Einbrecher killen. Was denn nun"? Das hat bei mir auch einige Jahre gebraucht, um dieses zu akzeptieren. Und die Besitzer tun mir fast schon ein wenig leid, weil ich weiß, wie schwer sie es haben. Alpha ist so ein Rüden-Kollege. Hier auf dem Fotos genau ein Jahr. Hoher Sexualtrieb, nichts entschuldigend, absolut konsequent. Und während der größere und schwerere gleichaltrige Bruno noch mit den Mädels durch die Gegend saust und sich auf einen kleinen Run einlässt, beobachtet Alf das alles aus der Ferne und nimmt sich vor, dem Bruno bei passender Gelegenheit eins drüber zu ziehen. Nicht dass der Bruno noch denkt, die jungen Weiber sind für ihn. Und auch etwas Fremdes wird mit einem bellen und knurren quittiert. Er wirkt erwachsen und ernsthaft. Daher nenne ich solche Hunde auch ernsthafte Hunde. Nicht ganz so einfach. Aber und wie immer, alles vor dem Aber zählt nicht: wenn man mit ihnen kann, sie erreicht und führt, dann machen sie die beste Bindung. Immer wieder, diese kleinen Scheißer. P.S. Danke an Micha S. für die Bilder
von Mario Jessat 11. Juli 2022
Einmal sagte jemand sinngemäß in einem Forum: "Du kannst 1000 Hunde gegen die Mauer werfen (bitte nur als Metapher nehmen), 999 werden fliehen. Also weglaufen. Einer wird nach vorne kommen. Der überlegt in der Luft, wie er Dich kriegt. Auf den musst du aufpassen". Den Satz habe ich mir gemerkt. Und bevor mir wieder die ganzheitlichen Hundeversteher mit ihrer positiven Verstärkung von erwünschten Verhalten an die Wäsche wollen, bitte ebenfalls meiden. Ich haue keine Hunde an die Wand. Seit Jahren denke ich immer mal über das Meiden nach. Und ja, es stimmt. Ist das Herrchen nicht dabei und ist der Hund nicht völlig durchgeknallt, jeglicher Gripps heraus gezüchtet oder er anderweitig trainiert, er wird es tun, das Meiden. Wenn Platz da ist und man ihm den Raum gibt. Es sei denn, er hatte schon Erfolg mit dem "nach vorne gehen". Dann speichert er sein Tun, dann hat er eine andere Lösung. Aber meiden ist ja auch völlig verständlich. Warum sich in Gefahr bringen, wenn man einfach gehen kann. Kein Hund muss sich was beweisen, der Held sein oder seinen Kumpels von seinem Mut erzählen. Das hielten seine Vorfahren schon so. Wir sind keine Artgenossen, er kennt uns nichts und muss sich nicht unnütz in Gefahr begeben. Wenn er uns alleine trifft und wir ihn ausladen macht er einen Bogen. Ist man mit einem anderem Hund unterwegs, wird das schon schwieriger, ist aber auch sehr oft möglich. Ich schicke fremde Hunde gern weg, bevor dieses mein Rudel übernimmt. Ich habe mir auch überlegt, warum es uns als Trainer oft so leicht fällt, mit dem Trainingshund zu arbeiten. Ihn mal an die Leine nehmen müssen. Ich mache dieses äußerst ungern. Und doch klappt es dann meistens bei mir sofort besser als beim Besitzer. Der Hund meidet, nämlich den Angriff und den Ungehorsam. Er begibt sich nicht in den Konflikt mit der fremden Person. (bedenkt die oben erwähnten Ausnahmen) Nicht immer hat der Trainer die Ausstrahlung, das der Hund dessen Führung anerkennt und bei diesem macht, was er soll. Aber er merkt, dass der da was zu sagen hat, das Herrchen vielleicht anders ist wie sonst. Und meidet. Ich baue das Training mit solchen auf mich reagierenden Hunden zum Schluss um, damit der Hund die Erfahrung ändert und er lernt, dass nicht der Trainer der Zampano ist, sondern sein Herrchen. (darüber schreibe ich vielleicht in meinem neuen Buch) Trotzdem und daher, immer vorsichtig, wenn man einen Hund in die Ecke drückt (das sollte max. Ausversehen passieren) und der Hund dort nicht raus kann. Da kann er nicht meiden. Was bleibt ihn dann, außer nach vorne zu gehen. Hier ist ein Hund, der sich im Raum beschränkt (die Box) äußerst unangenehm fühlt und versucht, mich zu erwischen. Der Besitzer hat ihn uns 1 Stunde vorher ins Auto geladen. Er kann nach hinten nicht weg, wird auch seine Erfahrungen haben. Unsere Jungs finden die Hündin geil, ich aber habe mich mit mit einer Gießkanne bewaffnet, damit ich mich wehren kann. Und Frau Claudia stand ja auch daneben. Und meiden für Anfänger... das wird die erste eigene Hündin von meinem Sohn. Er ist Anfänger und kann nicht meiden, das ist dann seine Arbeit...
von Mario Jessat 11. Juli 2022
Hunde müssen uns wirklich schon lange begleiten. Sprüche „treu wie ein Hund“, „gezittert wie ein Hund“ oder gar die „Hundstage“ sind da doch die besten Zeichen. Zu „treu wie ein Hund“ fällt mir immer unser Gandhi ein. Er ist der Hund meiner Frau. Sie hat ihn quasi mit in die Ehe gebracht. Durch den Umzug vor Jahren zu mir, war er drei Wochen vor der Ehefrau da. Sie hatte viel zu packen und ich konnte ihn schon mal an das Rudel und an mich gewöhnen. Wer langhaarige weiße Schäferhunde kennt, kennt auch ihre Kunst, die Wohnung in einen Flokati zu verwandeln. Daher zog er bei mir zum Rudel. Und das gefiel ihm. Im Rudel geht immer etwas los, manchmal ist auch ein Mädel läufig. Das weiß er noch, obwohl er seit Jahren nicht mehr so richtig Mann ist. Trotzdem suchen ihn die Mädels bei ihren Läufigkeiten als erstes auf. Heute, wenn Claudia mal unterwegs ist, geht er mit mir und dem Rudel auch wieder ohne Frauchen spazieren. Er läuft dann in aller Ruhe mit mir, holt sich seine Schmuseeinheiten ab. Wir kommen bestens klar. Ich möchte es als stilles Miteinander mit höchster Wertschätzung gegenseitig bezeichnen. Einmal sogar verteidigte er mich rasch und entschlossen in dieser Zeit. Ein angreifender Gasthund attackierte mich. Wegen seinen Attacken auf Menschen war dieser Hund auch bei uns. Ich hatte Gandhi bis dahin immer als „Deeskalator“ bezeichnet, wegen seiner sanften Art und seiner Besonnenheit im Rudel. „Fürchte den Zorn eines sanftmütigen Mannes“ dachte ich anschließend. Alles ist gut mit ihm und mir. Bis Frauchen auftaucht. Dann bin ich raus. Nach so vielen Jahren. Wenn ich mit dem Rudel vor Frauchen auf Runde gehe, wird es sogar gefährlich. Er weiß genau, wann Claudia folgt. Wir sagen es ihm nicht, aber er weiß es. Immer wieder dreht er sich um, beobachtet den Horizont. Sollte eine Person in Sicht sein, wird er unruhig. Ich kann ihn bei mir halten, das ist wichtig. Unsere Runde beginnt an einer Straße, welche wir überqueren. Wenn er dort zurück saust, wird es sehr, sehr gefährlich. Daher bringt er mich in Stress. Was wiederum das Rudel merkt. Und, das Rudel speichert jedes „Fehlverhalten“ eines anderen Teamhundes ab. Auch meine“ nutzlosen Abbruchsignale“ würden sie registrieren. Ich muss es also durchsetzen. Wenn ich es will, bleibt er bei mir, winselt aber aufgeregt . Die letzten 20 Meter lasse ich ihn dann zu Frauchen rennen. Ich könnte ihn nicht halten. Das weiß ich und das ärgert mich auch. Weil es einfach gefährlich werden kann. Denn es könnte der Tag kommen, dann geht nicht nur Gandhi zurück. In solchen Situationen muss ich korrigieren. Doch will ich das. Ich korrigiere seine Treue und seine Liebe. Also habe ich beschlossen, dass er auf Claudia wartet, wenn ich vorgehe. Nun, seit er warten darf, habe ich das Gefühl, wir verstehen uns noch ein wenig besser. Ich muss keinen “Druck“ mehr auf ihn machen. Und als ob er meine Entscheidung begreift, kommt er nun öfter zu mir und lässt sich seinen Rücken massieren. Tatsächlich, mich mag er auch. Aber Claudia ein wenig mehr. Nun sehe ich das Foto. Das Rudel steht bei mir, Gandhi aber allein vorm Wohnmobil. Claudia ist noch darin. Ich ärgere mich, dass ich mich geärgert habe. Wie kann man sich über die Treue eines Tieres zu seinem Menschen ärgern.
von Mario Jessat 11. Juli 2022
Die Erdanziehung ist Schuld. Isaac Newton hat sich nicht geirrt, ich kann es quasi in einem Feldversuch beweisen. Hatte ich als Schäfer vor vielen Jahren in der T-Shirt Größe eine XL und in der Hosengröße eine 32, so ist das ganze nun von den Schultern etwas nach unten gerutscht. Die Schultern etwas schmaler, der Bauch etwas mehr. Daran ist es sichtbar. Verbunden mit den niedrigerem Schwerpunkt ist auch eine gewisse Faulheit bei radeln und joggen. Das Fahrrad ist schwerer geworden. Doch was soll man schon tun. Naturgesetze sind Naturgesetze. Aber nun ist es passiert. Ich bin mit dem Rad und dem Rudel einen Berg hoch. Seit meiner Wanderung am grünen Band durch das Mittelgebirge in Thüringen weiß ich, der Berg hier in dieser Gegend ist jetzt nicht ganz sooo groß und hoch. Aber eben durch die verstärkte Schwerkraft schwerer zu fahren. Ich musste vom Fahrrad runter und die letzten 100 Meter schieben. Was waren das noch für Zeiten, als ich mir einen netten Schlittenhund vorn ans Rad hängen konnte. Lange ist es her. Als ich vom Rad runter musste, da haben meine Hunde gelächelt. Müde gelächelt. Ich habe es gesehen. Selbst ihr Gang war arrogant. Glaubt es oder nicht, die haben gegrinst. Ich bin froh, dass sie sich nicht gegenseitig so wissend, mit nach oben gezogenen Augenliedern, angesehen haben und dass sie nicht sprechen können. Das hätte ich nicht hören wollen. Das hätte sogar mein Schnaufen übertönt. Und ich war total frustriert. Aber nun ist Schluss. Es reicht. Seit gestern wird nun zurück gegrinst. Schließlich werden Raketen ins All geschossen und widerstehen der Gravitation. Ich hatte eigentlich erst einmal an ein Moped oder ein Quad gedacht. Aber das kann ich mir für später aufheben, man(n) muss steigerungsfähig bleiben. Nun ist es ein E-Bike. Da muss ich noch gut selber treten, aber am Berg, da steig ich nun nicht mehr ab. Nun, hier seht ihr meinen ersten Start. Einmal hin und her. Das ist noch kein kontrolliertes Fahren, aber das wird. Die Hunde waren da reichlich gaga, sie waren wenig in Bewegung weil es viel geregnet hat und sie scharf auf das laufen waren. Aber gelächelt habe ich... 
von Mario Jessat 11. Juli 2022
"Mach mal langsam". Noch langsamer. Das ist ein Satz, welchen ich oft in der Hundeschule predige. Macht einfach mal langsam. Manchmal habe ich das Gefühl, das meine Probanden beim Training oder beim anschließenden Spaziergang abnehmen möchten. Schneller Schritt, fast an der Grenze zum joggen. Ich fange sie dann aller 0,5 min wieder ein und beruhige sie. Aber auch meine Gäste rennen bei einem Spaziergang manchmal neben mir auf und ab, weil ich ruhiger gehe. Wenn ich zügig mit den Hunden unterwegs sein will, nehme ich das Fahrrad. Dabei habe ich über die Jahre zwei Sachen festgestellt. Oft zwingt uns der Hund dazu, schneller zu laufen. Er funktioniert noch nicht so richtig neben uns, daher lassen wir uns unbewusst von ihm zur Eile drängen, rennen ihm etwas nach. Vor allen Dingen dann, wenn er noch nicht so gut an unserer Seite verweilt, weil er das noch nicht richtig gelernt hat. Oder selbst nach vorn will. Zum Beispiel wenn er einfach nur mal muss (oder wir das denken) oder wir eben irgendwo hingehen, er diese Stelle kennt und es nun eilig dahin hat. Wenn man ohne Leine bei einem noch nicht so funktionierenden Hund immer schneller wird, zwingt der Hund uns dazu, sein Tempo anzunehmen. Nun, er ist ein Traber, in der Regel schneller wie wir und seine Nase funktioniert bei den deutlichen Gerüchen auf dem Weg auch beim schnelleren laufen. Und so nehmen wir sein Tempo an, folgen ihm und er nicht uns. Und oft versuchen wir unbewusst, sein nicht richtiges "Ran" oder "Fuß" mit schnellen Schritten etwas aufzuhübschen. Was nun aber nicht funktioniert. Macht einfach mal langsam. Ganz langsam. Ein Freund von mir hat mal gesagt " Die Spaziergehzeit bleibt gleich, nur die Strecke ändert sich total". Scheinbar ist es nun mittlerweile so, dass nur noch wenige von Natur aus langsam können. In meinem Buch habe ich geschrieben, das ich es nicht so toll finde, wenn die Menschen wegen dem Handy den Hund aus den Augen verlieren und abgelenkt sind. In einer solchen Situation würde ich den Leuten nun aber raten, nehmt das Handy, beantwortet Nachrichten oder schreibt Freunden. Denn dann wird es langsamer. Und lasst den Hund nicht aus den Augen. Und dann, dann muss der Hund sich an unserem Tempo orientieren. Uns beobachten, wo wir bleiben, selbst ruhiger werden. Und was passiert bei "ran" oder "Fuß". Er muss auf uns achten, unser Tempo annehmen und sich einmal konzentrieren. Und wenn wir stehen bleiben, dann auch einmal zu uns kommen oder eben neben uns bleiben. Und wenn er dann von selbst meine Nähe sucht, dann habe ich ihn fast in Gefolgschaft. Oder eben eine Bindung. Das unterscheidet sich gar nicht so sehr vom Training an der Leine. Auch hier sind die Hundeführer im hohen Tempo unterwegs. Zügigen Schrittes geht es voran, als ob man so schnell wie möglich an der Gefahr und an dem Problem vorbei möchte. Und wenn das Problem auch nur "er läuft Shit neben uns" ist. Und ganz oft schiebt sich bei dem Tempo auch der Hund wieder nach vorn. Und so beginnt der Kreislauf. Hund geht vor, wir korrigieren, sind dann aber wieder zu schnell. Und noch mal und schon bin ich in einer Schleife, bei der korrigiert und korrigiert und korrigiert wird. Übel für Mensch und Tier. Und, es bringt keinen Erfolg. In dieser Situation sind wir in eine Endlos-Diskussion mit unserem Hund gekommen. Und noch etwas ist mir über die Jahre an meinem Rudel aufgefallen. Wer vorne läuft, übernimmt. Die Gegend, die Gefahr, das Tempo. Und wir schicken den Hund durch unser Tempo oft nach vorn. Macht langsam, übernehmt die Gegend und gebt den Hund die Möglichkeit, sich an euch zu orientieren. Und das muss er, wenn ich ganz langsam mache. Unnormal langsam. Das ist auch sehr wichtig für die Welpen. Bringt ihnen das "nach vorne Gerenne" doch nicht bei. Geht langsam und dann noch mal langsamer. Ruft ihn zu euch, gebt ein Leckerlie. Mit und ohne Leine. Der Welpe lernt das "ruhige" von Anfang an. Und wird es nie vergessen. Macht langsam. Wenn der Hund sich an euch orientiert, dann kann und wird es auch wieder schneller werden. Von ganz alleine. Mir persönlich ist es heute egal, wo die Hunde laufen, in welchem Abstand. Sie haben gelernt, sich an mir zu orientieren. Ich übersehe es schon oft, aber die Kamera fängt es manchmal ein. Ich bleibe stehen, die Hunde werden langsamer, bleiben stehen und sammeln sich bei mir. Und wenn ich dann so zu ihnen hinsehe, wenn sie so um mich herum geistern, dann bin ich sehr glücklich. Und dann sage ich auch mal "Eine ganz feine Bande seid ihr"...
von Mario Jessat 11. Juli 2022
Entspannte Hunde... The Pack meets the Pack... Meine Frau Claudia hatte ein äußerst seltenes Mudi-Rudel zu Besuch. Deren Internetadresse war schon mal lustig. "Mudis.ch" Mutig (Mudisch in Sachsen) waren die kleinen Kerle aber auch. Und es lief super. Alle haben toll gearbeitet. Dann musste ich mit meinem Rudel das fremde Rudel kreuzen. Und diese "Fremden" haben das dann auch super gemacht. Natürlich ohne Leine.. Im Video unten seht ihr, wie völlig entspannt meine Truppe da vorbei zieht. Man, das ist so was von toll. Prada, die neue Hündin bringt sich ein wenig in Position. Aber, trotz einem fremden Rudel ist alles schick. Es ist immer gut, mal die Kamera auf sich selbst zu halten.
von Mario Jessat 9. Juli 2022
Der 13. Krieger und keiner mehr... Die 13 ist eine magische Zahl. Für mich die Zahl der am besten händelbaren Hunde. Ich hatte über die Jahre schon sehr viel mehr und sehr viel weniger als 13 Hunde in meinem Rudel. Aber mit 13 als Obergrenze komme ich gut hin. Ab dem 14ten Hund habe ich das Gefühl , das sie zu kurz kommen. Ich habe nur zwei Hände. Meine Frau leider auch und auch die Jungs hier im Haus ebenso. Und die müssen alle ein wenig Zuwendung auf die Hunde verteilen. Die muss nicht lang sein, das ist sowieso nicht meine Art. Aber wenn der Hund bei mir ist, dann muss die Zuwendung ehrlich sein und intensiv. Von ganzem Herzen. Andere loben ja ihren Hund den ganzen Tag. "Der wird gelobt weil er atmet" sage ich dann immer. Machen muss der nichts dafür. Ich bemängele das bei fast jeden Training bei meinen Gästen, passiert mir aber selber auch immer wieder. In meinem Buch habe ich eine Geschichte davon, wie es einer der Hunde schafft, sich bei mir immer was besonderes zu holen. Und ich habe das Gefühl, bis zum dreizehnten Hund im Rudel bleibt es harmonisch. Ich meine wirklich harmonisch, leicht führbar, mit viel Aktionen der Hunde untereinander, ohne das der eine den anderen stört oder stänkert. Ich arbeite zu Hause, meine Frau auch, wir haben Zeit für die Meute. Wir können beobachten, führen und uns auch intensiv um eventuell vorhandene Welpen zu kümmern. Dann sind es natürlich mehr. Aber die Welpen zählen noch nicht als Teammitglieder. Ich habe ja das Glück, das ich mit meinem Rudel in einem Stück spazieren gehen kann. Und bisher habe ich sie auch immer in einem Stück zurück gebracht. Das ist wichtig. Ein Mensch, besonders ein Züchter, welcher schon fünf Hunde hat und nicht im Rudel gehen kann, wann geht denn der? Wenn der Mensch noch arbeiten geht, 10 Stunden am Tag? Wann kommen die Hunde mal raus? Daher ist eine gute, trainierte Hundemeute wichtig. Für mich ist das sehr wichtig. Dass sie in meinem Umfeld bestens zurechtkommen, ich sie durch jede Situation bringen kann. Überall mit hinnehmen kann. Gemeinsam. Eher weniger wichtig ist, das sie auf Kommando in 0,0001 Sek im Platz liegen. Oder mir am Schenkel kleben. Das geht bei einer Meute gar nicht. Manche finden das natürlich auch geil. Cool, wenn der sich so hin kracht. Ich nicht. Aber sie müssen in 0,001 Sekunden auf mich reagieren. Eigentlich will ich einfach mit meinen Dreizehn nur spazieren gehen. Bisschen Ball werfen, bisschen "warten" üben , bisschen "hier" . Ein wenig den Alltag üben. An Katzen vorbei, an anderen Hunden. Menschen und Wild nicht erschrecken. Keine Gefahr für meine Umwelt. Und ich freue mich wie Bolle, wenn es klappt. Dann werden alle einmal gestreichelt. Naja, meistens nur sieben. Die gestreichelten Hunde dürfen nach dem Lob wieder flitzen. Bis sieben, acht Hunde komme ich. Dann sind die anderen "unbehandelten" auch schon wieder weg mit der Bande. Ich habe einfach keine Bindung zu ihnen. Mist.
von Mario Jessat 9. Juli 2022
Zeit der Veränderungen? Oder doch nicht? Elis, meine Leithündin ist nun nicht mehr unter uns. Ich bin gespannt, beobachte das restliche 12er Rudel und warte auf Veränderungen. Das erste, was mir auffällt, ist die größere Ruhe im Rudel. Es wird leiser hier. Ein Grund dafür, Elis hat zum Beispiel gern einen Stock im Auslauf auf einen Weg gelegt. Natürlich dort, wo das Rudel gerne läuft. Das machte sie öfters. Es war nicht ihr Lieblingsplatz, aber dort lag er eben schön im Weg und sie konnte allen einmal sagen, das dieses ihr Stock ist. Keiner wollte den Stock, aber es gefiel ihr gut. Dieses Spiel auch gern zweimal am Tag. Und während die anderen ihr genervt aus dem Weg gingen, zog es die jungen Hunde zu ihr hin. Siehe da, diese wurden auch immer einmal freundlich empfangen und nett behandelt. Da war nichts zu klären, die Jungspunde wussten Bescheid. Sie hatten Erziehung. "Benimm dich wie ein Erwachsener, pubertiere hier nicht rum, dann bleibt es schön". Besonders schön war es mit Elis beim Hundetraining. Wenn Trainingshunde dem Rudel vorgestellt wurden, zeigte Elis mir sofort einiges an. Pöbler quittierte sie mit einem gelangweilten Blick und ließ diese dann, getrennt durch den Zaun, einfach links liegen. Beachtete sie nicht noch einmal. Zur Freude der Jungspunde, denn nun konnten diese an den Zaun und dem Fremden einmal richtig sagen, was sie von ihm halten. Ich musste um Ruhe bitten. Ganz anders verhielt es sich bei ernsthaften Hunden mit Führungsanspruch. Dort wurde sie ganz ruhig, der Körper fest, der Blick fixierend. Und ich wusste sofort Bescheid. Die "Jungen" bis ein Jahr übrigens auch. Sie hielten sich vom Zaun weg. Weit hinter Elis. Nur ihre starken älteren Rudelmitglieder setzten sich unauffällig wartend neben die "Alte". Die Energie war nicht sichtbar, aber zu spüren. Bis Elis in den Zaun zum Angriff ging. Wie eine Phalanx folgten ihr die anderen. Besonders Toni, die Stärkste in unserem Rudel. Toni hätte es auch jederzeit körperlich mit Elis aufgenommen, ging ihr aber aus dem Weg. Elis "sichten" der Hunde hat mir immer viel Spaß gehabt. Und ich kann mich auch an keinen Fall erinnern, wo wir nicht der gleichen Meinung waren. Und nun stelle ich wieder Lärm fest. Toni legt ihren Ball in ihre Außenhütte und sorgt dafür, dass dieser von keinem genommen wird. Seit gestern liegt der Ball auch auf dem Weg. Das muss sie sich bei Elis abgesehen haben. Denn sie mault auch jeden einmal an. Was hatte ich denn erwartet? Die Stellungen waren längst klar, sie hatten Jahre Zeit. Die Frage war nur, ob Toni auch die Verantwortung übernimmt. Die Junghunde sehen es so, sie suchen ihre Nähe, sind gern bei ihr und fühlen sich sicher. Oft laufen sie mit ihr mit. Nun hatten wir einen mittelgroßen Hund zum Training da. Der war nicht von Pappe, ihn interessierte auch nicht, ob da zehn Schäferhunde hinter dem Gitterzaun warten. Der wollte Krieg. Und Toni kam nach vorn, fixierte, wurde ruhig, sammelte die Kavallerie hinter sich und schlug zu. Und die "Alten" folgten ihr wie einst der Elis. Ich wusste, das Toni eine Macht ist, aber so ? Das war hochinteressant. Einer führt. Der stärkste, souveränste, einer, der Verantwortung übernimmt. Einer, der darüber in Not-und Stresssituationen nicht verhandelt. Der nie verhandelt. Im Rudel ist das so. Das sage ich meinen Teilnehmern der Hundeschule immer. Wenn ihr nicht übernehmt, übernimmt der Hund. So einfach. Das ist ihm angeboren. Selbst wenn er kein geborener Leader ist. Bei uns bin ich es, der das auf den Spaziergängen macht.  Und eins hat sich auch nicht geändert. Mache ich eine Pause, sind sie bei mir. Einfach nur bei mir. Früher kam Elis zuerst. Nun kommen sie alle. Da sie es freiwillig machen, bin ich einfach glücklich. Und ich denke, sie merken das.
von Mario Jessat 9. Juli 2022
Elis ist nun gegangen. Unsere große Kämpferin Elis. Nun hat sie einen Kampf verloren, gegen einen Feind, der heimtückisch und hinterrücks in ihr wütete. Und doch kämpfte sie lange, ausdauernd, mutig und bis zum letzten Tag ohne zu klagen. So wie es ihre Art war. Ich hatte das Gefühl, sie gab mir in meiner Ohnmacht Zeit um Abschied zu nehmen. So als wenn zwei Freunde in Ruhe noch einmal über alles reden können, Gelegenheit haben, ihr verbindendes magisches Band in Ruhe zu kappen. Wenn dies jemals möglich ist. Ich weiß, das sie nicht für immer weg ist, sie ist nur voraus geeilt. Und sie wartet auch nicht auf der Regenbogenbrücke auf mich. Es sei denn, diese führen zu Odins Hallen. Da ist sie hingegangen und alle dort können in Ruhe feiern. Eine zusätzliche treue Wächterin, eine tapfere Kriegerin ist nun bei ihnen. So wie sie bei mir lag und auf mich aufpasste. Ich muss sehen, dass ich auch einmal dorthin gelange. Sie wird den Kopf heben und mich wie immer fragen: "Bist Du es wert an meiner Seite zu sein?" Und ich hoffe, meine Antwort gefällt ihr auch diesmal. Lebe wohl Elis, gute Reise und ich wiederhole es gern: "Du warst außergewöhnlich".
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