Es gibt wirklich undankbare Hunde. Und diese treffen einen eigentlich noch schlimmer ins Herz als undankbare Menschen.
Das könnte etwas damit zu tun haben, dass man in seinen Hunden immer das Reine, Schöne und Gute sieht und wenn man sie gar noch irgendwo gerettet oder aus der Not geholt hat, dann sollen sie auch dankbar sein, gefälligst. Was sie übrigens auch können, wenn man in die verklärten Augen der Besitzer eines ehemaligen Tierheim- oder gar Auslandsexporttierschutzhundes sieht. Der ist so dankbar.
Ich bin übrigens wirklich der Meinung, dass einige gerettete Hunde sich ganz besonders anlehnen. Wenn zum Beispiel Rudelbesucher bei uns auf dem Hof sind, schafft es unsere Betty mit einem einzigen traurigen Blick, dass sie sofort gestreichelt wird. Und dabei lehnt, besser "kuschelt", sie sich noch an die Beine der Besucher. Um sicher zu gehen, dass der Besucher nicht weggeht, setzt sie sich manchmal auch auf dessen Füße. Wenn ich dann noch sage, der Hündin ging es früher nicht so gut, was auch stimmt, dann wird sie gnadenlos gestreichelt. Oft denke ich für mich, hoffentlich hat die Betty heute Abend noch Fell.
Ein Hund, welchen ich über Freunde bekam, war der Husky Ben. Er war einer von mehreren Hunden, welche an diesem Tag gerettet wurden. Ein Mensch hatte seine Huskys schlecht behandelt, geschlagen, zusammengetreten, er wurde angezeigt, aber das Veterinäramt konnte nichts beweisen oder unternehmen. Er schlug übrigens auch seine Frau.
Ich hörte davon auf einem Rennen in Geslau. Befreundete Musher, so heißen die Schlittenhundefahrer, waren auf einmal verschwunden. Sie kamen zurück und ich hatte plötzlich einen neuen Husky. Ich möchte hier keine Namen sagen, aber Danke noch einmal für diese Aktion.
Das ist Ben zwischen meinen Schlittenhunden:
Ben war abgemagert, sah ganz schlecht aus, hatte Angst vor Männern mit bestimmter Statur, war von schöner grau-weißer Farbe und ein freundlicher Kerl. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt alle Zwinger voll, aber dem Hund gehörte geholfen. Rund gefüttert, mit ganz viel freundlichem Menschenkontakt wurde er nach drei Monaten wieder ein lebensfroher Hund.
Ich konnte für ihn also ein neues Herrchen suchen. Und der war über meine vielen Hundekontakte schnell gefunden, ein Herr, der früher im Forst arbeitete, dessen Hund gerade verstorben war, nun den Wald vermisste und dringend einen Hund brauchte, bevor er seine Frau so nervte, dass sie die Scheidung einreicht.
Er hatte vorher einen Irish Setter, mit dem er stundenlange Spaziergänge machte, nun ging er allein, aber es fehlte etwas. Ich ließ das nette Ehepaar kommen und mit Ben spazieren gehen. Sie hatten ihre Tochter mit, welche auch einen Husky hatte. "Wenn die Eltern mal nicht mehr können", sagten sie, "sind wir da. Wir wohnen zwei Häuser weiter", das war schon mal gut. Ben sprang um sie alle herum und war begeistert, wobei ich nicht ausschließen möchte, dass es vielleicht auch an den Frolics lag, welche die Familie in den Taschen hatte.
"Den kann ich im Wald gut rennen lassen", sagt der Mann.
"Nein", sage ich, "das können Sie nicht. Wenn er weg ist, dann schießt der Jäger drauf."
"Nein" , sagt er, "da schießt keiner. Der Wald gehört mir."
Ben hatte dort wie bei mir einen Zwinger, sollte aber oft mit der Hündin der Tochter im Garten zusammen sein. Somit war alles klar, das nette Paar kam noch ein paar mal, ging mit dem Hund spazieren und es kam der Tag des Abschiedes. Sie nahmen Ben an die Leine und mit zum Auto. Die Rückbank war als Hundetransportraum umgebaut und sah äußerst bequem aus.
Und Ben tippelte mit der Familie zum Auto, schnüffelte an den Taschen nach Leckerlis und drehte sich nicht einmal um. "Dreh dich einmal um" dachte ich. Ich kenne mich da aus, weil ich das oft früher bei hübschen Frauen dachte, "dreh dich einmal um". Bei Ben lag ich falsch, hatte keinen Erfolg und ich war schon ein wenig traurig. So ein undankbarer "Köter". Ich habe ihn gefüttert, gerettet, betütelt und das ist nun der Dank. Manche sind wirklich billig zu bekommen, er stieg ins Auto, kümmerte sich um die Leckerlis und würdigte mich keines Blickes. Na toll.
Drei Wochen später bekomme ich ein Foto. Der liebe Ben in einem eigenen Sessel vor dem Kamin des Hauses. Na toll, so feudal hab ich es ja nicht einmal. Und musste dann doch ein wenig schmunzeln. Hatte er es eigentlich nicht auch ein wenig verdient? Manchmal enden die Geschichten einfach schön. Für den Hund...