Unsere Orla ist tragend. Dass sie gedeckt wurde, wissen wir, aber ob sie dann trägt, wissen wir leider nicht. Daher müssen wir ihre Welpenkäufer immer noch etwas vertrösten, sehen kann man es ab dem 30. bis 35. Tag, ob eine Hündin trächtig ist.
Ich kenne einen Züchter, der kann es ertasten, so ab dem 28. Tag nach dem Decken. Ich kann das leider nicht, ich will das auch nicht, ich habe Angst, ich könnte zu sehr auf ihrem Bauch herumdrücken.
Natürlich kann man auch röntgen oder Ultraschall zum Einsatz bringen, aber das stresst mir die Hündin zu sehr. Daher wird gewartet bis wir etwas sehen.
Bei Orla sollte ich es aber gleich wissen. Orla hat ab dem Tag des Deckens und der Trächtigkeit schlechte Laune. Nicht immer, aber immer öfter. Da werden die anderen Hündinnen angebrummt, angerempelt und sehr oft in die Schranken gewiesen. Bei Junghunden, die ihr Dauerbeschwichtigen bei ihr probieren, wird es gefährlich. Hat Orla vorher in die Luft geschnappt, damit die kleinen Nervensägen sie in Ruhe lassen, könnte es nun sein, dass sie in die Nervensäge beißt.
Orla war lange Zeit bei unseren jungen Mädels, nunmehr Frauen, welche oft mit unseren Hunden spazieren gehen, nicht sehr beliebt. Manchmal mussten diese Mädels einen Hund in den Zwinger stellen, mit Orla ging das nicht, sie knurrte dann einfach mal. Und ging nicht in den Zwinger. Auch meine Tochter Kim mag sie nicht sonderlich, Orla kommt nicht zu ihr kuscheln, es ist einfach nicht ihre Art, sich anzubiedern.
Mein Kind wollte einmal ein neues Telefon, ich war zu diesem Zeitpunkt alleinerziehender Papa, da fällt es schwer, nein zu sagen. Also, um Zeit zu schinden, teilte ich ihr mit, es gibt dieses Telefon, wenn die Orla geworfen hat. Morgens, Orla war wegen ihrer Trächtigkeit alleine auf dem Hof, hörte ich folgendes Gespräch mit Kim und unserem Mitarbeiter:
Mitarbeiter: Kim, sieh die Orla nicht so missmutig an!
Kim: Jaha!
Mitarbeiter: Kim, sei freundlicher mit ihr, die Orla hat dein Telefon im Bauch.
Kim: Oh, stimmt, aber so eine feine Orla, nun komm doch mal her.
Leider hielt die Freundschaft der beiden nicht allzu lange. Orla ist eben nur trächtig kuschelig und Kim hat zu viele andere Hunde, welche sie mag.
Bei Orlas erstem Wurf hatten wir hier ein Paar, welches sich einen Welpen aussuchte. Die Frau wollte einen Welpen, der Mann verliebte sich in Orla. "Wenn ihr die mal abgebt", sagte er, "nehme ich diesen Hund". Ich sagte ihm, wenn wir sie abgeben, dann erst in ein paar Jahren. Von manchen Hunden muss man sich trennen, aber davon schreibe ich später. Und der Mann blieb dran, meldete sich oft.
Claudia hat sich in die Orla schwer verliebt, denn während sie Welpen hat, ist sie kuschelig und verschmust. Orla ist nicht bestechlich und hat einfach Charakter. Und, sie merkt meine Stimmungen. Ich sage immer, "wenn ich jemanden nicht mag, dann brauch ich dem auch nicht freundlich Guten Tag sagen", die Orla merkt das und knurrt. Und auch als Wächter ist sie gnadenlos. Da ist einiges passiert, aber ich möchte mir ja auch noch einige Geschichten für mein Buch aufheben.
Claudia und ich haben also beschlossen, diesen Hund gibt es nicht. Und während wir so überlegten, wie wir es dem interessierten Mann am besten beibringen, bekommen wir die Nachricht, dass seine Lebensumstände sich geändert haben, verbunden mit der Bitte, die Orla bei uns zu lassen. Also manchmal...
Ich bin auch recht froh. Meine Tochter kommt in das Alter, wo man beginnt, abends durch die Gegend zu ziehen. Sollte mein Ausgangsverbot, welches ich ihr bis zum 21. Lebensjahr ausgesprochen habe, nicht durchsetzbar sein, weil der Staat einem da so furchtbar mit Gesetzen in den Rücken fällt, muss sie Orla mitnehmen, wenn sie abends weg will, natürlich nur zum eigenen Schutz. Schöne Dates werden das nicht...