Sido ist unser Deckrüde. Wir haben ihn mit 2,5 Jahren gekauft, er war HD/ED-frei und hatte eine Begleithundeprüfung. Leider hatte er von der Begleithundeprüfung schon wieder eine Menge vergessen.
Er wirkt sehr freundlich, ich kenne seine Zuchtlinie, der Preis war moderat, also landete er bei mir. DDR-Hunde mit Begleithundeprüfung und HD/ED-frei eingetragen sind nicht billig. Außerdem ist er in seinem Gebäude ein würdiger Vertreter der DDR-Hunde.
Leider hatte der Sido eine kleine Unart. Wenn du diesen Rüden zufällig in eine Ecke gestellt hast, wenn du zu schnell auf ihn zugelaufen bist, wenn er sich bedroht sah, hebt er die Lippen, zeigt Zähne und fixiert. Das ist ein unangenehmes Gefühl.
Claudia zum Beispiel kämmt unsere Hunde. Bei Claudia stellen sich die Hunde quasi alle an - wenn ich sie kämme, sind sie mehr traumatisiert. Auch Sido hat sich super mit eingereiht. Und als Claudia ihn bürstet und beim fünften oder sechsten Bürstenstrich angekommen ist, dreht sich der Hund zu ihr und knurrt. Claudia kauert vor dem Hund, steht langsam auf und geht nicht zurück. Da der Hund einen Ausweg nach hinten hat, trollt er sich brummend.
Der Hund hat eine Vorgeschichte, ich kenne sie nicht, ich weiß nicht, warum er so etwas macht. Aber dieses Verhalten hat er als Lösung, da ist etwas passiert in seinem Leben, was sicher nicht schön für den Hund war.
Ich habe solch eine Situation immer sehr freundlich geregelt, weil sie sich damit auflösen ließ. Also, er knurrt mich an, ich spreche ihn locker an, zum Beispiel "Lass dass, du Volldrops" und gehe weiter. Er beruhigt sich. Das ist schon gut. Manchmal fixiert er, dann fixiere ich zurück und warte, dass er aufhört. Ich bin Hundetrainer. Das ist leicht. Hier bin ich ein schlechter Hundetrainer, das ist noch leichter als ein guter zu sein.
Denn vor 14 Tagen hatte ich ihn im Auslauf. Er läuft zu einer Ecke, wo die läufigen Mädels sind. Dort steht er und schnuppert, er ist im Freilauf, ich kann ihn aus den Augen lassen, da kann er nicht weg und muss wegen seinen Hündinnen nicht die ganze Zeit im Zwinger sitzen.
Und abends hole ich ihn rein, damit er über Nacht nicht allein draußen bleibt. Ich will ihn abholen von den Zwingern, er fixiert mich total. Diesmal weicht er auch nicht zurück. Das war ein Fehler von mir, ihn in der Nähe der drei läufigen Hündinnen zu lassen, er kann sie riechen. Er ist voller Testosteron, ich hätte das wissen müssen.
Ich habe es nie mit ihm geklärt, sein Knurren und seine Warnungen nie verboten, habe es immer umschifft und habe ihn freundlich aus seinen Warnungen mir gegenüber herausgeholt. Nun will er es klären.
Ich habe Glück, ich habe mir früher immer einige sehr ernsthafte Hunde geholt, welche ich bei mir, wie sagt man heute, resozialisiert habe. Mein wichtigster Spruch dabei war "Zeige dem Hund nicht wie stark du bist und was du wirklich kannst, du kannst hier nur verlieren. Aber er muss denken, du bist der Zauberer von Oz". Auch die sogenannten aggressiven Hunde bekommen ein paar Zeilen in meinem Buch.
Ich bin nun wieder jeden Morgen spazieren mit ihm, wir gehen allein. Es sind immer noch Hündinnen läufig, ich will ihn nicht ins Rudel lassen. Er läuft freudig neben mir, ich stelle ihn immer mal in eine Ecke. Er soll lernen, mir passiert hier nichts, auf den Menschen kannst du dich verlassen. Das Fixieren hat er gelassen. Ich freue mich über ihn, wir kommen wieder gut zurecht. Ich mag den Hund, er ist ein toller Kerl.
Hier ist Sido zwei Tage nach seinem Einzug bei mir in Frohnsdorf zu sehen: