Manchmal erlebt man so viel auf einer Wanderung, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.
Schöne Wanderwege entlang der Werra, der wunderschöne Ort Herleshausen, traumhafte Waldwege, auf Bergen thronende Burgen, schöne Alleen und tolle Geschichten entlang den Wanderwegen.
Fangen wir beim Wichtigsten an, den Hunden.
Sie sind alle gut drauf, das Fell glänzt und sie nehmen weiter
#ab. Gestern haben wir die Futtermenge zum Abendbrot auf 1,5 kg "Stadtwolf" erhöht, heute Morgen bekommen sie noch eine Kleinigkeit vor dem Start. Bei unserem Stadtwolf-Futter werden heute einhundert Dosen Junior-Futter nachgeliefert. Das hat mehr Fett.
Vor allem unsere jungen Hunde nehmen ab. Sie laufen vor, sie laufen zurück, es ist eine ewige Bewegung. Gern möchte ich ihnen einmal sagen, dass sie langsamer machen sollen.
Wir sind gestern am 23. August 18,2 km in sieben Stunden und 20 Minuten gewandert, dabei hatten wir 470 Meter Höhengewinn. Die Hunde laufen da mindestens das Doppelte, wenn nicht Zweieinhalbfache. Hier sind wir beim Wandern durch den Wald zu sehen, Roland fotografiert von aufgestapelten Baumstämmen:
Heute haben wir uns unter eine Autobahnbrücke gestellt und gejault. Die Brücke hatte einen guten Schall. Den Hunden hat es gefallen und sie haben mit uns gejault. Ich hoffe, das hat keiner von den Anwohnern gesehen. Ihr seht es, Claudia hat es im Film für diese Woche.
Ach so, Film. Der erste von Claudia ist fertig: "Erste Woche Wanderung am grünen Band". Und jede Woche kommt ein neuer.
Und im MDR wird am kommenden Dienstag, den 29. August, ein Beitrag zu sehen sein.
Diese Strecke hier hat viel Geschichte. Von der Agrar-Genossenschaft Hirschberg bekamen wir unsere Wiese für die Wanderung zur Verfügung gestellt. Wir hatten gerade alles aufgebaut, da hielt ein Jeep. Es sah sichtbar nach Jäger aus.
Unsere Christine stand an ihrem Auto, wir waren so 70 Meter weg vom Weg, in der Wiese stehend. Ich sah die beiden diskutieren. Dann kamen sie zu uns. Der Jäger erzählte uns, dass unsere morgige geplante Strecke durch den Wald nicht passierbar sei. Die Wege sind vom Forst zerfahren, umgestürzte Bäume liegen herum und es geht steil nach oben. Er beschrieb es uns mehr als eine Kletterpartie als eine Wanderung. Und als er bei uns stand, beschrieb er auch die Grenze, wo er als Kind auf der DDR-Seite aufgewachsen war und was so alles hier passiert ist.
Unter anderem zu Weihnachten 1986, festgehalten im Archiv des Dorfes Neustädt. In jenem Jahr feierte man auf dem Dorfplatz vor der Kirche des Ortes Weihnachten. Und während man fröhlich feierte, stand auf einmal eine Gruppe Pfadfinder im Ort und fragte nach dem Weg. Belgische Pfadfinder wohlgemerkt.
Die Jungen hatten unbemerkt von der westlichen Seite aus Nendershausen-Tenneberg kommend und nicht um die Details wissend, zwei Grenzzäune überklettert und die Todesstreifen, von den Klängen der Weihnachtsmusik angezogen, einfach überquert. Eine große Leistung der DDR-Grenzsicherung. Anscheinend sahen sie nur in eine Richtung oder waren zu Weihnachten einfach faul. Die Jungs kamen auf die im Ort ansässige Grenzkompanie und es wurden die Grenzer oben am Zaun angerufen.
"Alles in Ordnung bei euch?"
"Ja, klar, was soll sein?"
"Na bei uns sitzen acht belgische Pfadfinder."
"WAAAS?"
Bei diesem Gedanken musste ich einfach lachen. Selbstschussanlagen, bewachte Türme, Hundelaufanlagen. Und die jungen Kerle marschieren einfach mal durch. Ich bin froh, dass ihnen nichts passiert ist und muss an den Rust denken, der damals mit seinem Flugzeug auf dem roten Platz gelandet ist. Das war auch so eine Nummer.
Die jungen Pfadfinder wurden dann nach Herleshausen wieder über die Grenze zurückgebracht. Ob sie noch gemütlich Weihnachten feiern konnten, weiß ich nicht, aber eine Geschichte zu erzählen, hatten sie auf jeden Fall.
Eine weitere Geschichte ist die von einem Pfarrer in Herleshausen. Dort gibt es einen Friedhof, auf dem ermordete russische Kriegsgefangene liegen. Solche Friedhöfe gibt es oft, aber bei diesem Friedhof sind die Namen der Toten bekannt. Der Pfarrer hatte von den Nazis gefordert, dass die Toten bei ihm namentlich genannt werden. Es gab ein Gesetz der Meldepflicht dazu "und wer in meiner Gemeinde begraben liegt, dessen Namen kenne ich", sagte er. So konnten nach dem Fall der Mauer viele Eltern, Geschwister und andere angehörige die Gräber der Verwandten besuchen. Die Schrift am Mahnmal in Deutsch und Russisch zeugt davon.
Beim Wandern an der Werra in der Nähe von Herleshausen:
Ich höre gerne solche Geschichten auf der Wanderung. Es gibt vieles, das man nicht weiß, es gibt vieles, das man nicht wissen muss, aber es gibt auch vieles, das mir interessant erscheint oder wovon ich einfach gerne erfahre.
Auf Grund der tollen Strecke gestern werden wir natürlich nicht auf dem vom Jäger vorgeschlagenen Weg bleiben sondern den Schweren gehen. Mit Roland und Claudia war ich da schnell einig. Christine fährt voran, um die Übernachtung für den nächsten Tag zu suchen, Dieter und Anita, die immer noch erkältet sind, fahren, um eine Übernachtung für die übernächsten zwei Tage zu suchen. So wird es heute keinem langweilig...